VAEGABOND - Drohne weg & unverhoffte Gastfreundschaft

Was man nur alles innerhalb von 4 Wochen erleben kann! Unser Weg führte uns in das Schlaraffenland Gasiantep. Fragt man einen Türken, wo man unbedingt die
lokale Küche intensiv erleben sollte, kommt zu 90% die Antwort – da müsst ihr nach Gasiantep! Und tatsächlich, dort war das Essen besonders aromatisch und super
lecker. Das Baklava bekam für uns eine ganz neue Bedeutung, denn hier zerschmolz es richtig auf der Zunge und war einfach unbeschreiblich köstlich. Auch andere
Gerichte, wie z.B. Iskender oder Lahmacun und unheimlich viel Süßes musste bei unserer Food Tour gekostet werden.

Unser nächstes Ziel war Mardin. Von dort aus wollten wir zum Van See. Das Klima in Südostanatolien wurde immer trockener und heißer. Gerade zu Beginn der Strecke
merkten wir schnell, dass wir genügend Wasser auffüllen mussten, denn Geschäfte, geschweige denn Häuseransammlungen, wurden ziemlich rar. Manchmal radelten
wir 50 Kilometer ohne einen einzigen Baum zu sehen, der Schatten spenden konnte.

Allerdings stießen wir – falls wir unterwegs jemanden begegneten – auf sehr herzliche Menschen. Eines Abends hatten wir eine Ruine entdeckt, vor der wir
übernachten wollten. Als es dunkel wurde, hielt ein Auto vor der Ruine und ein älterer Herr mit seinem Sohn kamen auf uns zu. Mit Händen und Füßen wollten sie uns
dazu überreden, wir sollten doch mit zu ihnen nach Hause kommen. Allerdings waren wir schon ziemlich müde von der Fahrt, hatten schon das Zelt aufgebaut und
gegessen. Alles wieder abzubauen und mehrere Kilometer im Dunkeln zu einem abgelegenen Dorf zu fahren, kam für uns nicht mehr in Frage. Sie verabschiedeten
sich und eine halbe Stunde später kam erneut ein Auto auf unseren Zeltspot zugefahren. Es waren die Männer von zuvor. Diesmal hatten sie allerdings noch eine
riesen Tüte Essen dabei, wirklich total lieb! Darin fanden wir Kartoffeln, Zwiebeln, Paprika, Chili, aber auch Salat aus dem eigenen Garten und sogar eine Art Joghurt.
Erst später erfuhren wir, dass wir diesen zusammen mit dem Salat hätten essen sollen.

Am nächsten Tag kamen wir gegen Spätnachmittag in Mardin an. Wir wollten unbedingt die Altstadt näher erkunden, allerdings brauchten wir dafür mehr Zeit. Also
musste ein Übernachtungsplatz her. Nach längerer Suche wurden wir doch noch fündig. Ein Security Mann lächelte uns an, das war der Moment. Wir fragten, ob er
einen Platz für unser Zelt wusste und kurze Zeit später konnten wir um die Ecke unser Nachtlager aufschlagen. Um die perfekte Abendstimmung und den
Sonnenuntergang einzufangen, packte Dani die Drohne aus und startete einen Rundflug über das wunderschöne Mardin. Nach kurzer Zeit fielen plötzlich die
Satelliten aus, die Drohne erhielt keine Signale mehr und beschloss eigenmächtig irgendwo außer Sichtweite zu landen. Panik brach aus. Erst das vom LKW überrollte
Handy, dann auch noch die Drohne weg… die Nerven lagen blank. Hörte diese Pechsträhne denn nicht auf? Uns blieb nichts anderes übrig, als einen Versuch zu
starten sie irgendwo zufällig zu finden oder eben sich selbst zu überlassen. Der neue Finder hätte sicherlich sehr viel Spaß mit ihr.

Dani rannte los, irgendwohin, wo er sie vermutete laut des letzten Fotos. Außer Puste fragte er alle möglichen Passanten, ob sie was gesehen hatten. Einer sagte, er
würde eventuell uns weiterhelfen können und es wurden Nummern ausgetauscht. Zwei Stunden später tauchte dieser jemand mit unserer Drohne in den Händen auf.
Wahnsinn! Was waren wir erleichtert, damit hatten wir nie im Leben gerechnet! Wir wollten dem jungen Türken einen Finderlohn geben, dieser lehnte jedoch ab und
meinte, es kommt von Herzen. Einfach nur unglaublich!

War Mardin schon faszinierend, so hatte Midyat uns total in seinen Bann gezogen. Wir erreichten die Stadt gegen Mittag und hatten uns gerade vom Bäcker Brot
gekauft. Nicht weit entfernt fanden wir eine überdachte Bank, wo wir im Schatten gemütlich essen konnten. Wir packten unser Olivenöl aus, Melli begann die Tomaten
zu schneiden. Aus dem nichts tauchte ein Mann auf, der fragte, ob wir einen Tee haben möchten, oder etwas zu essen. Wir bedankten uns freundlich und zeigten auf
unsere Schüsselchen. Keine Minute ist vergangen, da kam ein anderer Mann. Dieser trug auf seinem Tablett 2 dampfende Teebecher, die wir nicht ablehnen konnten.

Kaum war dieser Weg, erschien eine junge Frau mit einem größeren Tablett. Darauf hatte sie eine Schale mit Oliven, Käse, Tomaten, Gurken, Brot und 2 Gläser sowie
Wasser und Saft für uns. Wir waren sprachlos. Sowas ist uns noch nie passiert! Die Frau sah zwar unser Essen, aber ihres war ja besser und das sollten wir unbedingt
essen. Das konnten wir wirklich nicht ablehnen. Sie kam nochmal und legte noch einen drauf. Eine dampfende Pfanne mit Käse auf Spiegelei… so lecker und wir
waren richtig baff. Aber es war noch nicht vorbei. Die Frau kam ein drittes Mal und servierte uns zum Abschluss türkischen Mokka in den süßesten Gläschen mit
Silberverzierung und Kappe, die wir je gesehen haben. Dazu gab es Lokum, also Türkisch Delight sowie Nüsse. Wir waren im Himmel! Die liebe Frau wollte dafür
nichts als Gegenleistung, sie hat sich nur gefreut, dass es uns so gut geschmeckt hat und Fotos mit uns gemacht. Auf eine derartige Gastfreundschaft sind wir in unseren
fast 2 Jahren Fahrradweltreise noch nie gestoßen… einfach unglaublich!

Liebe Grüße von unterwegs
Melli & Dani
 

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