25 Jahre technische Exzellenz, zuverlässige Präzision, effiziente Funktion
Auf der Eurobike in Friedrichshafen feierte die Rohloff AG mit ca. 300 Freunden, Gästen und Branchenkollegen ihr 25- jähriges bestehen.
Kinder, wie die Zeit vergeht!
25 Jahre Rohloff, das ist ein viertel Jahrhundert oder auch etwas mehr als 2 Dutzend Jahre oder auch etwas mehr als 9125 Tage, eine lange lange Zeit, wenn sie vor einem liegt. Umgekehrt in der Retrospektive jedoch kommt einem vieles vor wie erst gestern.
Sehr genau kann ich mich noch erinnern an die langen Abende in der vor Rohloff Zeit, also an die Zeit wo Rohloff ausschließlich unser Familienname war, weiter nichts.
Mit Freunden saßen wir zusammen und diskutierten leidenschaftlich über das Fahrrad und seine Optimierung. Rahmengeometrie, Sitz- und Steuerrohrwinkel, Nachlauf, Gabelbiegung, Gewicht und Steifigkeit, heiße Themen damals. Wie geht’s am schnellsten vorwärts mit Muskelkraft.
Neben der Bike tech und den Technik Berichten von Hans Christian Smolik lag dann natürlich immer auch die Bibel eines jeden Fahrradenthusiasten, der Brügelmann Katalog auf dem Tisch. Pflichtlektüre für jeden, der mitreden wollte.
Wer kennt sie noch, die Namen der Dinge, die einen beschäftigten: Reynolds 531 doppeltkonisch gezogenes Mangan Chrom Molybdän Rohr, das gab es damals als Rohrsatz zum Rahmeneigenbau. „Mafac“ Mittelzugbremsen, „Huret Jubilee“, ein Leichtgewicht Schaltwerk mit nur 145 Gramm, „Sugino Mighty“, „Zeus“, „Stronglight“, „Sedis“, „Regina“, „Suntour“ usw. usw.
Sollte ein Teil der Anwesenden hier nur Bahnhof verstehen, bitte ich um Nachsicht. Wir sprechen gerade über die Steinzeit. Doch dann passierte es immer wieder. Einer schlug die entscheidenden Seite des Brügelmann Kataloges auf und alle Anwesenden verharrten in ehrfurchtsvoller Stille, bis einer ihn nannte, den Namen der Komponentengruppe, die dem Fahrradenthusiasten schlaflose Nächte bereitete und die stets ganz oben auf der Wunschliste angesiedelt war „Campagnolo Super Record“.
Mit der Erinnerung an diese legendäre Kurbelgarnitur sind wir schon beim Schalten der Gänge damals. Grundsätzlich gab es zwei Sorten von Radfahrern. Die Einen, die schalten konnten, und die Anderen, die nicht schalten konnten. So einfach war das. Wir gehörten natürlich zur ersten Gruppe.
Gezielter Griff zum Unterrohrreibungshebel. Blitzschnelle Schwenkbewegung bis die Kette hüpfend ihren Zahneingriff verlässt und klappernd über die Zahnköpfe des angesteuerten Ritzels rutscht. Noch ein wenig überschalten bis die Kette greift und dann in einer Korrekturbewegung ein wenig zurückschwenken, bis die Kette ohne anzuklappern sauber in das geschaltete Ritzel einläuft.
Und obwohl wir diese Zeremonie des Gangwechsels virtuos beherrschten, kam es immer häufiger vor, dass man zwar argwöhnisch aber mit immer mehr Neugier auf die Entwicklungen wie Shimano Positron oder Sachs Commander guckte. Natürlich war das indexierte Schalten nur etwas für Leute, die nicht schalten konnten. Klick und der Gang ist drin, viel zu einfach. Aber es hatte etwas, es machte das Radfahren stressfreier. Das gab zu denken.
Wir schauen auf das Jahr 1986
Wer erinnert sich noch?
Im Radio hörte man Jeanny von Falco und Sam Cook sang Wonderfull world. Die Raumfähre Challenger explodierte kurz nach dem Start. Gorbatschow schlug vor, alle Kernwaffen bis zum Jahr 2000 abzurüsten und Deutschland verlor bei der Fußball-WM in Mexiko 3:2 gegen Argentinien. Das Reaktorunglück von Tschernobyl schockte die ganze Welt.
Ganz am Rande dieser turbulenten Ereignisse machten sich zwei Leute aus Kassel Gedanken über ihre Zukunft. Was macht man, wenn man keine Lust hat, mit geregelten Arbeitszeiten im festen Angestelltenverhältnis sein Geld zu verdienen?
Nun, man gründet eine Firma und wird selbstständig.
So geschah es auf den Tag genau am 18. März vor 25 Jahren. Babse und ich unterzeichneten vor dem Notar den Gesellschaftsvertrag zur Gründung der Fa. Rohloff.
Das Fahrrad, bzw. bessere und effektivere Antriebskomponenten – Entwicklung, Produktion und Vermarktung derselben sollten Gegenstand des Unternehmens werden. Wir waren fest davon überzeugt, dass das Fahrrad in der Freizeitgestaltung eine immer größere Rolle spielen würde und der Spaß am Radfahren ganz entscheidend von der Effektivität neuer Antriebskomponenten vergrößert werden kann. Babse und ich waren uns sicher, dass man mit unseren Ideen für neuartige Fahrradantriebskomponenten auch Geld verdienen kann.
Mit dieser Idee fing also alles an. Der Ablauf der dann folgenden Ereignisse stellt sich im Schnelldurchlauf wie folgt dar:
1987
Der ehemalige Hühnerstall wurde zum Testlabor erklärt. Auf einem speziell für Schaltungsketten entwickelten Prüfstand können ca. 100 Rennkilometer in einer Stunde simuliert werden. In wochenlangen Prüfstandsläufen wurden die Ketten des Wettbewerbs sowie die ersten eigenen Prototypen getestet. Da die Zuversicht groß und das Geld knapp war, wird das Wohnzimmer zur Montagehalle umfunktioniert. Der wichtigste Einrichtungsgegenstand war nun die Myford Drehmaschine. Hier beginnt in angenehmer Umgebung der Aufbau des Kettenmontageautomaten, später bekannt als „Grünes Monster“. Aus dieser Zeit können wir gleich noch spannendes Bildmaterial zeigen.
1988
Die Fa. Rohloff gibt ihr Debüt auf der Ifma in Köln und erregte großes Aufsehen mit der Schaltungskette „S-L-T 99 super narrow“ sowie den getunten 8-fach super compakt Zahnkränzen.
1989
Es kam zur Kooperation mit dem italienischen Komponentenhersteller Campagnolo. Jede Campagnolo Gruppe war nun mit einer Rohloff Kette vervollständigt. Unsere Ketten mussten sich von nun an im harten Profisport bewähren. Ob mit Greg Lemond oder Miguel Indurain, viele Tour de France Siege werden mit Rohloff Ketten eingefahren.
1991
Es wurden über einhunderttausend Ketten gefertigt.
1992-1994
Um unsere Kompetenz in der Fahrradantriebstechnik weiter auszubauen, erfolgte nun die Entwicklung von praktischen Werkzeugen rund um den Kettentrieb.
Universalnietwerkzeug Revolver / Kettenverschleißmesslehre Caliber / Ritzelverschleißmesswerkzeug HG-IG-Check / Automatisches Kettenschmiersystem Lubmatic / Oil of Rohloff Spezial-Kettenschmierstoff
1994
Urlaub in Frankreich –Atlantikküste. Der übermütige Versuch mit Mountainbikes vor den auslaufenden Brandungswellen entlang zufahren scheiterte kläglich in mehrfachen Salzwasserduschen. Die Lehre aus diesem Debakel: Wir brauchen ein Schaltungssystem, was schneller schaltet, als die Brandungswellen mit erfrischender Abkühlung zuschlagen. Ab jetzt brannte das Licht in der Firma bis spät in die Nacht und die Konstruktionsabteilung machte Überstunden.
1996
Pünktlich zum zehnjährigen Firmenjubiläum wurde zur Überraschung der Fahrradwelt der erste Prototyp der Speedhub 500/14 während der Ifma in Köln vorgestellt. Dies sorgte für großes Aufsehen.
1997
Die Fertigungstechnik für die Getriebenabe wurde vorbereitet. Die gute alte Myford-Drehmaschine läuft non-stop. Unsere Auftragsbücher waren voll. Unsere Hausbank geriet in Schräglage und streicht sämtliche Kreditzusagen. Eine Herausforderung der besonderen Art.
1998
Neuorganisation der Finanzierung. Andreas v. Heßberg durchquerte mit einem Speedhub Prototyp über insgesamt 5050 km die Wüsten Kalahari und Namib. Die ersten fünfzig Speedhub wurden als Vorserie kurz vor Weihnachten an die Fa. Utopia ausgeliefert.
März 1999
Offizieller Produktionsstart. Die Fa. Rohloff wuchs auf 20 Mitarbeiter.
2000
In zahlreichen sportlichen Wettbewerben bewies die Getriebenabe ihre Zuverlässigkeit und ihren spektakulären Wirkungsgrad. 2001 wurde Christiane Rumpf Deutsche Downhill-Meisterin und ein Tiroler Mixte-Team belegte bei der Transalp 2002 und 2003 den zweiten Platz. 2002 wurde Dirk Hentschel HPV-Europameister. Viele weitere sportliche Erfolge schlossen sich an.
August 2001
Die 10.000 ste Getriebenabe verließ das Werk.
2004
Umzug nach Fuldatal ins neue Firmengebäude. Es erfolgte die Umwandlung der GmbH in eine AG mit Mitarbeiterbeteiligung.
2006
Die 50.000 ste Getriebenabe verließ das Werk. Bis auf die Antarktis waren inzwischen alle Erdteile mehrfach von reiselustigen Radlern durchquert, die sich auf die Funktionssicherheit der Getriebenabe verlassen hatten.
2008
Die 100.000 ste Getriebenabe wurde feierlich auf der Eurobike in Friedrichshafen montiert. Die Fa. Rohloff beschäftigte inzwischen 40 Mitarbeiter.
2009
Im Rahmen der Aktion „Wanted 100.000 km“ berichteten zahlreiche Kilometerfresser über ihre Erlebnisse mit der Getriebenabe. Es wurden von den 55 Teilnehmern 4.143.242 km beschrieben. Spitzenleistung vollbrachte der Fahrer mit der Seriennummer 2854 mit 143.900 km. Alles ist nachzulesen im Rohloff-Buch „Rohloff Geschichten“
August 2011
150.000 Getriebenaben wurden gefertigt.
Bernhard Rohloff zitiert auf der Eurobike in Friedrichshafen Wilhelm Busch: „ Eins, zwei, drei im Sauseschritt läuft die Zeit – wir laufen mit!“