Thomas Muhler - erster Bericht aus dem Yukon

Thomas Muhler - Bike Expedition ans andere Ende der Welt
 
Basislager Whitehorse - Grenzland zur Wildnis, Tor zur großen Freiheit
 
So richtig weiß man wohl noch nicht auf welches Abenteuer man sich bei der „Arctic Bike Challenge“ von Thomas Muhler im eiskalten Norden Kanadas einlässt. Sicherlich hat man entsprechende Literatur gewälzt, sich mit Spezialisten vor Ort zusammengeschlossen und auch entsprechende Vorsorge für die Gesundheit und das Equipment getan. Trotzdem bleiben doch noch viele Fragen unbeantwortet: Ist die Luft wirklich so trocken? Wie verrichtet man bei Minus 30-40 Grad kleine Geschäfte im Freien? Wie werden die Nächte im Zelt? Essen Eskimos wirklich rohes Fleisch? Sehen wir Nordlichter? Funktioniert das Spezial-Material auch bei Minus 40 Grad und weniger?
 
Seine Bike-Expedition, die uns auf diese und noch viele andere Fragen eine Antwort geben soll, führt uns ans Ende des kanadischen Festlandes im hohen Norden der Northwest Territories. Und hier genau nach Tuktoyaktuk. Das eigentliche Ziel ist aber der Weg von Whitehorse nach Tuktoyaktuk. 1600 Kilometer, in 12 bis 14 Tagesetappen, 220 Kilometer Eisstraße, 746 km Dempster Highway Gravel Road, 474 km Klondike Highway, 160 km auf dem Yukon Trail, drei kontinentale Wasserscheiden, zwei Ice Bridges (Peel und Mc Kanzie River), drei Gebirgsketten, zwei Orte mit mehr als 1000 Einwohnern – das sind im Groben die statistischen Eckdaten der Tour. Und das alles zur kältesten Zeit des Jahres.
 
Für diese einzigartige Herausforderung hat Thomas Muhler ein achtköpfiges Team im Hintergrund, das ihn mit drei schweren Trucks (amerikanische Geländefahrzeuge) begleitet. Selbstverständlich erhält Thomas Muhler eine medizinische Betreuung ebenso wie sich ein Bike-Spezialist und ein Local Guide permanent um das Material kümmern wird. Zudem wird die Expedition von einem Kamerateam und einer Fotografin dokumentiert.
 
Bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen (minus 4 Grad) schiebt der Frankfurter Unternehmer Thomas Muhler sein 22 Kilogramm schweres Focus-Mountainbike zum Start des „Yukon Arctic Ultra“. Dabei handelt es sich um ein Langdistanz-Rennen für Läufer, Mountainbiker und Skilangläufer, die entweder 100 Meilen oder 320 Meilen auf dem berühmten Yukon Trail (Schlittenhunderennen) tagelang durch die kanadische Wildnis laufen. Im letzten Jahr hatte Thomas Muhler als erster Europäer die 320 Meilen auf dem Mountainbike erfolgreich absolviert. In diesem Jahr startet er über die 100 Meilen, da die Ziellinie genau der Startpunkt für seine anschließende Bike-Expedition darstellt. Von hier aus sind es noch genau 1460 Kilometer bis Tuktoyaktuk.
 
Doch die milden Temperaturen wirken sich schnell als großer Nachteil aus. „Der Schnee ist so weich, rutschig und nass, dass ich gleich mehrmals einen Abflug über den Lenker gemacht habe. Die Spur ist höchstens 20 bis 30 Zentimeter breit – die muss man erst einmal treffen.“, berichtet Thomas nach den ersten Kilometern. Die logische Konsequenz heißt „Schieben“. Bis zum ersten Checkpunkt, dem Ziel der Marathon-Distanz, hat Thomas seinen Drahtesel nur 9 Meilen gefahren und 17 Meilen geschoben. „Zum Glück habe ich mir für die 100 Meilen keinen Tacho ans Fahrrad gemacht, sonst wäre ich verrückt geworden.“
 
Nach einem kurzen Zwischenstopp zum Materialcheck verschwindet Thomas schließlich mit seiner Halogen-Lupinelampe in die Nacht. Jeder Teilnehmer muss in der Lage sein zwei Tage in der Wildnis überleben zu können. Deshalb gehört ein Schlafsack, Benzinkocher, Essen und Trinken sowie trockene Ersatzkleidung zur Pflichtausrüstung. Durch die kälteren Temperaturen bei Nacht kann Thomas schließlich einen Großteil der Strecke auf dem Bike absolvieren, da der Trail immer härter wurde. Zur großen Freude seiner Crew erreicht er schließlich bereits nach knapp 32 Stunden das Ziel. In den kommenden Stunden wird nun das Material für die große Bike-Expedition hergerichtet. Denn alles muss optimal griffbereit verstaut sein, da bei der zur erwartenden Eiseskälte die Hände in Sekunden steif werden. Nach dem ersten Erwachen auf subpolaren Neuland ist die Stimmung ein Schwebezustand zwischen Hochgefühl und Angespanntheit. „Jetzt versuche ich jeden Tag mein Mountainbike ein Stück näher nach Tuktoyaktuk zu bewegen“, so ein etwas nervöser Thomas Muhler.



Quelle: Kappes Adventures, München

Thomas Muhler (Rohloff Sponsoring Extrem)