GRÖNLAND - Dem Klimawandel auf der Spur

 

Im Rahmen einer mehrjährigen Reportage über Klimawandel reisen die Autorin Jana Steingässer und der Fotograf Jens Steingässer mit Ihren vier Kindern zu den unterschiedlichsten Orten unserer Erde, wobei sie immer die Menschen und die Natur im Fokus haben.
In Ostgrönland dokumentieren Sie Auswirkungen der globalen Erwärmung, führen viele Interviews in den Inuit-Dörfern und nebenbei hat Jens noch einen lang gehegten Traum im Gepäck.


(Auszug aus dem Tagebuch, August 2014, Ostgrönland)
»Jana und die Kinder reisen weiter nach Tiniteqilaaq, an das wir auf der letzen Winterreise unser Herz verloren haben. Ich habe mich mit Rasmus, einem Jäger aus Sermiligaq verabredet um eine Idee zu realisieren, die mich seit langer Zeit nicht mehr loslässt : Mit dem Fahrrad zum Inlandeis!
Nachdem im Winter eine Tour zum Grönländischen Eisschild wegen des schlechten Packeises unmöglich war, steht der nächste Versuch auf dem Programm.

Startprobleme

„Nördlich von Isertoq ragt das Eisschild mit geringem Gefälle bis ins Meer, dort müsstest Du mit dem Rad hochkommen...“ rät mir der Grönland-Experte Robert Peroni, der genau an dieser Stelle schon eine Inlandeis-Überquerung begonnen hat. Ich will natürlich nur ein Stück weit zum Eisschild hinauf und habe mein Mountainbike bestens für diese Herausforderung vorbereitet: Spikes und die gekapselte SPEEDHUB 50/14 - Nabenschaltung für extreme Bedingungen von Rohloff.
Das tagelang genau beobachtete Wetter spielt mit, als mich Rasmus bei Sonnenschein mit seinem Boot abholt. Aber schon beim Beladen passiert das erste Malheur: ich rutsche mit dem schweren Gepäck auf den Felsen aus und lande im eiskalten Polarmeer.


Hürdenlauf

Die nächste „Hürde“ ist das Polarmeer selbst, denn die See ist unerwartet rau. Nach Isertoq kommt man jedoch nicht durch die geschützten Fjorde, sondern nur weit über die offene See – durch den hohen Wellengang bekommen ich und mein Rad die zweite Salzwasserdusche und im Stillen frage ich mich, ob wir nicht besser umdrehen sollten.
Ich bin nicht alleine mit meinen Zweifeln, kurz darauf macht Rasmus kehrt: „Das Boot ist zu klein für diese Wellen...“.
Soll es auch dieses mal mit dem Inlandeis nicht klappen? Enttäuscht studiere ich die Karte und entdeckte eine Fjordpassage die zum Johan Petersen Fjord führt.
Auch von dort hat Robert eine Inlandeis-Tour gestartet, wenn auch im Winter unter anderen Bedingungen.

Schlaflos am Eis

Trotz Umwegen kommen wir mit den letzten Sonnenstrahlen am Fuße des grönländischen Eisschildes an. Die gewaltige Szenerie der kalbenden Eismassen ist einzigartig, dramaturgisch auf die Spitze getrieben durch den orkanartigen Fallwind, der die untergehende Sonne „ablöst“. Beim Zeltaufbau müssen Rasmus und ich aufpassen, dass uns keine losen Teile wegfliegen und an Schlaf ist in der Sturm gepeitschten Nacht mit Eisbärengefahr nicht zu denken - was den Vorteil hat, dass ich um 4 Uhr den Sonnenaufgang über dem Eisschild miterleben darf. Nach einer langen Fotosession und einem kurzen Frühstück verabschiede ich mich von Rasmus und breche mit dem Fahrrad auf, um näher an das Eisschild heranzukommen.


Schlaflos am Eis

Der endlose Aufstieg am Moränenrand ist äußerst strapaziös, aber es gibt immer wieder moosbewachsene Passagen, auf denen ich mit den Spikes gut vorankomme. Nach mehreren Stunden erreiche ich endlich die Ausläufer des Eisschildes und finde zwischen den kleinen Eishöhlen in der Gletscherzunge einen fahrradtauglichen Aufstieg. Der Ausblick in das ewige Eis raubt mir den Atem, auch wenn ich ohnehin schon außer Puste bin. Doch schon bald zwingt mich eine Armada von Gletscherspalten zum Umkehren.

Rasmus wartet schon ungeduldig am Boot, denn der starke Wind hat die Eisberge derart zusammengepresst, dass ein Durchkommen mit dem Boot fraglich ist.
Nach stundenlangem Suchen nach geeigneten Lücken im Eis schaffen wir es zurück zur Ortschaft Tiniteqilaaq – aber das Inlandeis lässt mich nicht mehr los...eines Tages werde ich zurückkommen, im Winter und wieder mit Fahrrad!

 

Jens & Jana Steingässer

 

Weitere ausführlichere Berichte zur Reportage-Reise unter:

www.jack-wolfskin.com

 

Quelle: Jens Steingässer

Quelle: Jens Steingässer

Quelle: Jens Steingässer

Quelle: Jens Steingässer

Quelle: Jens Steingässer

Quelle: Jens Steingässer

Quelle: Jens Steingässer