Die große nordische Expedition
Elena und Oliver fuhren 31.676 km entlang des nördlichen Polarkreises. Über Sibirien nach Alaska, durch Kanada, Neufundland, Island, die Färöer zurück nach Europa.
Diese Reise führte uns auf den Spuren des deutschen Naturforschers Georg Wilhelm Steiler (1709-1746), dem Entdecker des Seeweges nach Alaska um den nördlichen Polarkreis. Dessen als verschollen gegoltenen Tagebücher wurden vor wenigen Jahren in den Archiven der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg entdeckt. Aufgrund dieser Aufzeichnungen war es uns möglich, Stellers Route über 270 Jahren nach seiner Abreise aus Deutschland detailgetreu zu folgen. Nur als Transportmittel dienten uns nicht mehr Pferdekutschen und Segelschiffe, sondern Fahrräder (für diese Reise mit neuer Nabe aufgebaut) und faltbare Hochseekajaks.
Sibirische Kälte
Ausgangspunkt dieser Expedition war im Januar 2005 Bad Windsheim in Franken, dem Geburtsort Stellers. Über Wittenberg, wo Steiler Theologie und Medizin studierte, und Halle, wo er Naturwissenschaften belegte und später auch lehrte, führte uns die Reiseroute über Gdansk in Polen nach St. Petersburg in Russland. Wir durchquerten Russland bis nach Magadan im Fernen Osten. Die anspruchsvollsten Etappen für Material und Fahrer waren die Etappen östlich des Urals aufgrund des aufgetauten Permafrostbodens nördlich vom Baikalsee, wo wir teilweise im Gleisbett der Baikai-Amur-Eisenbahn fahren mussten und die Straße der Knochen zwischen Yakutsk und Magadan wegen der zerstörten Brücken. Am Meer von Ochotsk tauschten wir die Fahrräder gegen Seekajaks und paddelten sechs Wochen auf den Kolymafluss, bis wir die Grenzregion Chukotka erreichten. Leider war es uns nicht vergönnt, durch das militärische Sperrgebiet zur Beringstraße zu reisen. Wohl oder übel wählten wir das Flugzeug von Kamtschatka nach Alaska.
Steiler hatte im Juli 1741 nach der Entdeckung Alaskas nur wenige Stunden Zeit auf der vorgelagerten Insel Kayak, botanische Untersuchungen durchzuführen. Wir knüpften hier an und setzten unsere Reise Richtung Osten fort. Alaska im Winter war eine große Herausforderung. Nördlich vom Fluss Yukon waren die Tage im Dezember sehr kurz. Drei bis vier Stunden Licht und eisige 60 Grad unter Null sind nicht die besten Bedingungen zum Fahrrad fahren und Zelten. Härtetest für Mensch und Maschine. Kleine Erfrierungen gehörten ebenso zum Alltag wie Zeltstangen, die wegbrechen oder Plastikteile, die spröde werden.
Ab Februar waren die Temperaturen schon wieder angenehmer und wir schon auf dem Weg, Kanada bis zur Ostküste zu durchqueren. Von St. Johnes auf Neufundland, dem östlichsten Punkt in Nordamerika, flogen wir nach lsland, wo wir über drei Monate sämtliche Pisten im Hochland geradelt sind. Mit kleinen Fähren ging es weiter auf die Färöer-, Shetlands- und Orkneyinseln. Anschließend durch Großbritannien, Frankreich, Belgien, Holland nach Dänemark, wo wir nach fast zweijähriger gegenseitiger Prüfung kurz vor der Ankunft am Ausgangspunkt der Reise den Bund der Ehe eingingen. 31676 Kilometer.