Null auf 6000 - Mit dem Mountainbike auf den höchsten Vulkan der Erde

Wer die höchsten Pisten unserer Erde sucht, kommt an den Vulkanen im Norden Chiles nicht vorbei. Am Rand der Atacama-Wüste reihen sich die 6000er wie an einer Perlenschnur aneinander. Wir, Frank Hülsemann, Markus de Marées und André Hauschke wollen am höchsten Vulkan der Erde, dem Ojos del Salado, einen Rekord aufstellen. Wir wollen die Ersten sein, die eine Höhe von 6000 Meter fahrend mit dem Mountainbike erreichen.

Doch bevor wir den Berg in Angriff nehmen können, müssen wir unter der brennenden Sonne schwitzen und uns akklimatisieren. Unser Körper muss sich an die Höhe und die extremen klimatischen Bedingungen anpassen. Aus diesem Grund halten wir uns die erste Woche in der Oase San Pedro de Atacama auf. Kürzere Touren führen uns in die umliegenden Wüsten und wir merken schon, dass Rad fahren in der trockensten Wüste der Erde kein Zuckerschlecken wird.

Nach einer Woche begeben wir uns auf eine Höhe von 3500 Meter. Wir schlagen unser Zelt in einem malerischen Tal mit warmen Wasserquellen auf. Unsere Trainingsstrecke besteht die nächsten Tage aus der einzigen vorhandenen Piste, die wir jeden Tag bergauf und bergab befahren. Nach einer weiteren Woche verlegen wir unser Lager auf eine Höhe von 4300 Meter am Fuße des Vulkans Sairecabur. Weiterhin wird täglich trainiert und das Material getestet. Wir haben unsere Moutainbikes wüsten- und bergtauglich ausgerüstet: Neben einem stabilen Rahmen, absenkbarer Federgabel und guter Bereifung ist dies insbesondere die Rohloff SPEEDHUB, die aufgrund ihrer Wartungsfreiheit perfekt für Touren in diesen felsigen und sandigen Regionen geeignet ist. Sand, Salz und Staub setzen sich überall fest, der Sand knirscht zwischen den Zähnen, nur der Schaltung macht das nichts aus. Nicht so problemlos wie die SPEEDHUB funktioniert das Lagerleben. Nach inzwischen zweiwöchiger Abgeschiedenheit in den Höhenlagen der Atacama geraten wir Fahrer immer öfter wegen Kleinigkeiten aneinander. Nur das Ziel, eine Höhe von über 6000 Meter mit dem Mountainbike fahrend zu erreichen, hält uns im Moment noch zusammen. 



So brechen wir dann schließlich zum Ojos del Salado auf. Mit unserem dreiköpfigen Begleitteam und zwei Geländewagen als Support sind wir sicher, relativ schnell die 6000er Marke zu knacken. Doch es kommt anders. Die Piste hoch in die Gipfelregion des Ojos del Salado ist sandiger als erwartet und von daher sehr schwierig zu befahren. Wir müssen immer wieder nach einer befahrbaren Route suchen und trotz unserer mehrwöchigen Akklimatisation macht uns die dünne Luft sehr zu schaffen. Am zweiten Tag unseres Gipfelsturms müssen wir die Räder im Schneesturm auf einer Höhe von 5731 Meter zurücklassen. Zurück im Basislager auf 4300 Meter müssen wir eine Zwangspause einlegen. Wir benötigen dringend Benzin für unseren Begleitwagen sowie Trinkwasser. Alles muss aus dem 250 Kilometer entfernten Copiapo herangeschafft werden, ein ganzer Tag bei inzwischen wieder perfekter Wetterlage geht verloren. 



 

Am 31. März soll es jetzt endlich soweit sein, wir brechen erneut auf. Eine Höhe von 5900 Meter ist schnell erreicht, doch dann verliert sich der Weg wieder zwischen Felsen und lockerem Sand. Dazu bekommen Frank und Markus ernsthafte körperliche Probleme. Erste Anzeichen der Höhenkrankheit machen sich bemerkbar. Während Markus noch am Nachmittag mit dem Geländewagen ins Basislager gebracht wird, wollen Frank und André am kommenden Morgen endlich die 6000er Marke knacken. Doch Frank geht es in der Nacht immer schlechter, so dass auch sie in der Nacht bei Temperaturen um -10 Grad absteigen müssen. Die Räder bleiben zurück auf einer erreichten Höhe von 5965 Metern. Nachdem Frank wieder in der Obhut des Begleitteams ist und noch am selben Tag aus Sicherheitsgründen bis auf Meereshöhe abfahren wird, bricht André zu einem letzten Versuch auf. Gut 24 Stunden später kommt dann per Satellitentelefon die lang ersehnte Nachricht: André hat es mit letzter Kraft geschafft, eine Höhe von 6085 Meter fahrend mit seinem Mountainbike zu erreichen. Der Höhenrekord ist aufgestellt, die 6000er Marke ist geknackt. Den Mountainbikes und der SPEEDHUB sind die Torturen kaum anzusehen, den Menschen schon. Schwer gezeichnet von den Anstrengungen der letzten Wochen feiern wir dennoch glücklich am Pazifikstrand den erfolgreichen Ausgang unseres Projektes ‚NULL auf 6000’.

 

weite Infos: http://www.exyle.de/null/null-index.html