Erfahrungsbericht von Waltraud Schulze

Die Grenzsteintrophy ist eine Selbstversorgerfahrt entlang der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze. Man bewegt sich dabei, soweit möglich auf dem ehemaligen Betonplatten Kolonnenweg.

 

Am 17.06.2010 starten am Dreiländereck um 7:30 alle Teilnehmer nach gemeinsamem Frühstück an der Gaststätte "Zur gemütlichen Kleintierschänke" in Mittelhammer und radeln gemeinsam zum Dreiländereck. Ein Startfoto, kurze Ansprache des lokalen Bürgermeisters und dann geht's los. Vor uns liegen etwa 1200 km mit jeder Menge Höhenmetern, vorwiegend auf dem ehemaligen Kolonennweg der innerdeutschen Grenze, alternativ auf Waldwegen und Nebenstraßen.
   

Bis Mödlareuth wollen wir zusammen fahren, es geht mit rasantem Tempo los. Schon bald habe ich die Gruppe verloren, weil ich kurz anhalten musste. Nun ja. Die ersten Kilometer geben jedenfalls mal einen Eindruck, wie das wohl die nächsten Tage werden wird: man holpert über die Betonplatten, oft sind diese überwachsen mit Gras, so dass man gar nicht sieht, wo man überhaupt färt. Oftmals sind die Platten verkantet, oder es gibt Spalten und Löcher dazwischen. Das kann ja was werden... Etwa 40 Minuten nach den anderen komme ich in Mödlareuth an. Dort machen wir viele Fotos, Presse ist da, und wir werden noch einmal was essen. Dann, um 12:00 startet jeder in seinem Tempo. Ich fahre zunächst mit Frank und Andy zusammen.

 

Es geht jetzt durch den Frankenwald, noch nicht so sehr viel Plattenweg, oft auch kleine Straßen, Wanderwege und fiese Wurzeltrails. Höhenmeter satt, meist fahrbar, wenig Schiebepassagen. Der Plattenweg ist oft mit Fichten überwachsen, rechts und links ragen Äste in den Weg, zerkratzen Arme und Beine. Wir schaffen es bis zum späteren Abend bis Tettau, wo wir abendessen. Dann, im Dämmerlicht fahren wir noch weiter, schieben einen steilen Hang entlang des Grenzstreifens hinauf und rasen hinab ins nächste Tal. Wir übernachten in Heinersdorf.

 

18.06.2010: Bergauf - Bergab

Morgens erst ein Abschnitt auf dem Grenzstreifen im Wald, dann Frühstück an der Metzgerei in Burggrub. Es folgt dann zunächst ein Abschnitt mit viel Straßen über Neustadt bei Coburg, Effelder nach Almerswind. Von dort geht es einen steilen Berg senkrecht hinauf: hier müssen wir alle schieben, und zum Überfluss erwischt uns auch noch ein Regenschauer.

Bei der Abfahrt über bunt blühende Magerwiesen stelle ich fest, dass der Vorderreifen meines Rades platt wird - ich habe mir einen dünnen, spitzen Draht eingezogen, der sich leider bis zum Schlauch durchgepiekst hat. Als wir die Teerstraße erreichen, ist es Zeit, den Schlauch zu wechseln. Es dauert bei dem breiten Reifen ein wenig, bis ich raus habe, wie man den von der Felge kriegt, aber dann ist alles wie bei jedem anderen Rad auch.

Weiter geht's jetzt durch hügelige Landschaft. Keine besonders langen Anstiege, dafür aber ein kontinuierlicher Wechsel von bergauf-bergab, jetzt auch ordentlich viel Original-Plattenweg. Ich bekomme einen Vorgeschmack auf die nächsten Tage: Steile rampen muss ich mühsam raufschieben, dann gibt es eine rasante, ebenso steile Abfahrt, die volle Konzentration verlangt. Wenn man Glück hat, geschickt genug ist, und der Plattenweg "gut" ist, kann man den Schwung in den nächsten steilen Hang mitnehmen. Manchmal reicht's, meistens jedoch nicht, und dann muss ich wieder schieben. So geht's immer weiter, halt der Grenze entlang, und die schert sich nicht um steile Anstiege...

Ich bin begeistert von der Landschaft: Jeder Hügel, den man hochschiebt, bietet tolle Aussicht auf die Umgebung. Man sieht vor allem Wald und Felder, einzelne kleine, verschlafene Dörfer. Entlang des Plattenweges wachsen Orchideen und andere bunte Blumen. Einfach toll. Wir sehen seltene Vogelarten. Andy verabschiedet sich dann an der Straße zwischen Ummenstadt und Weitramsdorf (er hat leider keine Zeit mehr), Frank und ich fahren weiter. In Käßlitz - verschlafenes Dorf, jedoch eine Gaststätte - essen wir eine Kleinigkeit und fahren dann weiter.

Wir befinden uns dann in einem ziemlich einsamen Abschnitt und finden bei einbrechender Dunkelheit kein geeignetes "Quartier". So schlafen wir dann unter einem Tisch an einer Gedenktafel. Zu allem Überfluss regnet es nachts, was meine die Regeneration doch stark einschränkt, weil ich nachts nocheinmal unser "Dach" aus Rettungsfolien reparieren muss.

 

19.06.2010: Der dritte Tag

Der Morgen beginnt jedenfalls für mich äusserst schwach, ich habe Magenprobleme, kann kaum etwas essen. Wir radeln bis Ermershausen, wo wir einen kleine Dorfladen finden, sowie einen Wasserhahn am Friedhof. Trotz langer Pause und wärmender Sonne bleibe ich schwach. Langsam fahren wir weiter.

Der Plattenweg führt durch wunderschöne hügelige Landschaft mit Mischwald, Feldern und Wiesen. Bunt blühen Glockenblumen, Knabenkraut, Lupinen, Margeriten, Wachtelweizen und Wundklee am Wegensrand, die Kornfelder sind rot von Mohnblüten.

Trotz der körperlichen Anstrengung bin ich zufrieden. Dabei habe ich, gemessen an dem Energieverbrauch durch die anstrengende Fahrt, immer noch nicht wirklich genug gegessen und habe nach wie vor ein schlechtes Gefühl im Magen. Es gibt viel zu sehen, grandiose Aussichten von den Bergkuppen. Bei den Schiebepassagen nasche ich die Walderdbeeren, die zwischen den Platten und in den Löchern wachsen. Der Plattenweg ist im Wesentlichen gut zu fahren, steile Anstiege sind natürlich Schiebearbeit. Sondheim und Berkach sind verschlafenen ehemalige Grenzdörfer, Sondheim im Westen, Berkach im Osten, nichts los hier.

Hinter Berkach machen wir in der Sonne eine lange Pause, trocknen ein paar Dinge, die nachts feucht geworden waren. Die lange Schlaf-Pause tut mir gut, danach geht's mir deutlich besser und ich versuche wieder etwas zu essen. Weiter geht's nochmal steil hoch zur B19, dann runter bis Melpers. In Melpers gibt es einen öffentlichen Brunnen, wo wir Wasser auffüllen, bevor es wieder bergauf geht. Einen Gewitterschauer sitzen Frank und ich unter einem Dach einer Picknickbank aus, von der Anhöhe bietet sich eine schöne Aussicht mit perfektem Regenbogen. Zum Glück ist das Unwetter nach einer halben Stunde vorbei, und kurz darauf finden wir den idealen Übernachtungsplatz, in Form einer Wander-Picknickhütte. Mir ist es ganz recht, dass wir heute etwas früher aufhören... Kaum sind wir in der Hütte, beginnt es auch schon wieder zu regnen.

Irgendwann, wir hatten uns schon in der Hütte eingerichtet, entdecken wir den Wegweiser zum "Eisenacher Haus", 1 km. Kurzentschlossen fahren wir mit unbepackten Rädern hin, um nocheinmal etwas zu essen. Gerade noch rechtzeitig vor Küchenschluss bekommen wir ein leckeres Essen. Im Dunkeln dann zurück zur Hütte.

20.06.2010: Rhön

Morgens wieder Sonnenschein: Die Hütte in der Rhön, in der wir übernachteten

Die Rhön-Etappe. Zunächst leicht zu findender Track auf Waldwegen und Straßen, ab dem Boxberg hat der Track jedoch noch so ein paar sinnlose, aber kraftzehrende Schlenker drin, die nicht sein müssten...

Ab dem Rößberg fahren wir weiter auf dem Plattenweg über Kühlkuppe und Alter Berg nach Point Alpha. Bergauf - Bergab. Viel Schieben. Wir schaffen es dann noch bis ins Werratal bei Vacha. Frank fühlt schon den ganzen Tag sich nicht so gut, und auch meine Magenprobleme sind noch nicht restlos vorbei. Das üppige Abendessen vom Tag vorher hat uns wohl auf den Magen geschlagen. So machen wir in Oberzella, in der Nähe von Vacha, nocheinmal eine lange Pause und übernachten dann dort in einer Pension.

 

 

21.06.2010: Schieben und noch mehr schieben

 

Früh morgens regen. Frank fühlt sich immer noch nicht gut, ich werde also alleine weiter fahren. Ich warte noch eine Stunde, um 6 Uhr fahre ich jedoch los. Der Regen hört zum Glück bald danach auf und ich radle auf schönen Waldwegen über einen Bergrücken ins Werratal. In Widdershausen kaufe ich an einer Bäckerei ein, habe aber immer noch nicht so wirklich hunger. Zwinge mich trotzdem, etwas zu essen. Zunächst entspanntes Radeln im Werratal, dann durch ein Waldgebiet mit steilen Anstiegen. Mein GPS hat Probleme im Wald, ich brauche sehr lange, um an den Stellen den richtigen Weg zu finden, wo es nicht auf dem Plattenweg entlang geht. An einer Stelle verzweifle ich fast: Endlich habe ich den richtigen Anstieg gefunden, ich muss sowieso schon schieben, dann liegen bestimmt zwanzig frisch gefällte Baumstämme quer über dem Weg. Ich packe das Gepäck ab, und gehe zweimal...

Mittags erreiche ich Herleshausen, nocheinmal ein Einkauf-Stop, immer noch kein Appetit. Ich trinke viel.



Langsam und gleichmässig geht's weiter, ich schiebe jetzt fast jeden Anstieg, habe einfach keine Kraft mehr in den Beinen, fahre sowieso schon aus Reserven. Immer weiter. Walderdbeeren naschen, wenn ich schon nichts anderes esse. Schließlich erreiche ich den steilen Abbruch nach Großburschla hin.

Die Abfahrt erfordert die volle Konzentration, meine Finger sind fast verkrampft vom vielen Bremsen. In Großburschla kaufe ich mir salzige Chips, fühle mich besser danach. Wieder steil hoch aus dem Werratal, wieder runter, wieder steil hoch... Abends erreiche ich das Dorf Kella, ich beschließe dort an einer überdachten Picknickbank für heute Schluß zu machen. Koche mir eine heiße Brühe mit Buchstabennudeln.

 

 

22.06.2010: Werratal rauf und runter

 

Morgens geht es super steil hoch, zu allem Überfluss verfahre ich mich auch noch und lege ein paar Höhenmeter extra zurück. Als Entschädigung gibt es eine wunderschöne Fahrt auf gutem Plattenweg auf einem Hochplateau mit schöner Aussicht. Bunte Blumen entlang des Weges. Steil geht es hinab nach Asbach-Sickenberg, es ist wirklich unglaublich wie steil diese Plattenwege gebaut wurden! Man muss aufpassen, dass man bei so rasanten Geschwindigkeiten nicht an einer hoch stehenden Plattenkante hängen bleibt oder gar von der Spur kommt. Lenker gut festhalten und los - seitlich streifende Äste kratzen Arme und Beine auf.

Nach ein paar entspannten Kilometern im Werratal beginnt ab Lindewerra wieder ein steiler Anstieg: für einen Kilometer geht es in Serptentinen besonders steil hoch. Ich schiebe, mal wieder. Es ist jedoch so steil, dass ich dabei fast ausrutsche. Alle zehn Meter brauche ich eine Verschnaufspause. Es erscheint endlose Zeit zu vergehen, bis ich oben bin...

Irgendwann habe ich es jedoch geschafft, und dann geht es auch schon wieder hinab nach Bornhagen. Es folgt eine hügelige Etappe mit viel fahrbaren Bereichen, teilweise auf geteerten Wegen. In Hohengandern finde ich endlich eine Einkaufsmöglichkeit an einer Tankstelle. Alle Gasstätten, an denen ich bisher vorbei kam, hatten "Dienstag Ruhetag".


Mal fahrend, die Anstiege meist schiebend, geht's weiter. Am Pferdeberg finde ich ein offenes Lokal, und ich esse etwas. Der Magen ist immer noch nicht ganz in Ordnung, aber irgendwie muss ich ja wieder zu Kräften kommen. Dennoch schaffe ich die Portion Nudeln nicht.    
Steile Rampen dann wieder im Duderstadter Wald, dann entspanntes fahren im Soolbachtal. So erreiche ich langsam, aber stetig bis zum Abend den Ort Walkenried, wo ich ausserhalb des Dorfes unter dem Dach einer Hütte übernachte.

 

 

23.06.2010: Harz

 

Die Harzetappe: Zunächst auf angenehmen Waldwegen, schöne Berglandschaft. Von der B27 muss ich jedoch bis auf den Sattel am Wurmberg schieben. Steil, steil geht der Plattenweg gerade aus nach oben. Die meisten Höhenmeter sind dann jedoch geschafft, und der Rest ist fahrbar (zumindest dann, wenn Leute zuschauen...).

Mittags, 12:30 Uhr bin ich oben. Es ist windig und kalt, und ich bin müde. Immer noch habe ich keinen Appetit, immer noch Verdauugsprobleme. Dennoch esse ich eine Erbsensuppe, mehr geht aber nicht rein. Ich mache ein-einhalb Stunden Pause, fühle mich danach aber immer noch ausgelaugt. Fahre trotzdem weiter.
    
Rasant und auf gutem Plattenweg geht es bergab zum Eckerstausee und dann das Eckertal hinab. Dann ist man mit einemal im Flachland. Irgendwie trotzdem schade... Einerseits bin ich froh, jetzt ohne immense Kraftanstrengung gut voran zu kommen, zum anderen fehlt mir aber etwas in der Landschaft. Man sieht schon weit vorher, wo man in einer halben Stunde sein wird. Keine bunten Blumen mehr am Wegesrand, dafür hohes Gras und Brennesseln. Nein, diese Landschaft ist wirklich nicht so mein Ding, obwohl es hübsche Dörfer und schmucke Höfe gibt.

Auf einer Abfahrt nach Rhoden überfahre ich beinahe einen Hasen. Das Tier rennt auf der linken Plattenwegspur vor mir, ich rase auf der rechten, da macht es einen Satz nach rechts, direkt vor mein Vorderrad. Ich bremse scharf. Ist jedoch noch einmal gut gegangen, für den Hasen...

Ich fahre immer weiter, ohne auf die Uhrzeit zu schauen. Hier gibt es ja jetzt mehr Dörfer, wo man zur Not ein Bushäuschen zum Übernachten findet. In Hötensleben hat man ein paar Meter des Zauns um das Dorf und den Original-Grenzstreifen belassen - ein erschreckender Anblick, wenn man bedenkt, dass das für die gesamte Strecke so war... In Offleben esse ich mal wieder eine Kleinigkeit, aber so wirklich gut geht es mir immer noch nicht. Ich habe keine Kraft mehr auf den Pedalen, fahre langsam, aber stetig weiter. An einem Sportplatz übernachte ich in einer kleinen Hütte.

24.06.2010: Wendland

 
Flachland, zweiter Tag. Einkauf in Oebisfelde. Viel Straßenabschnitte, wo Plattenweg, ist dieser zunächst ganz gut zu fahren. Es ist heiss, zu heiss. Die Dörfer haben keine Läden, die Gaststätten erst ab 16:30 Uhr auf. Ich suche die Friedhöfe, um Wasser zu bekommen.

Dann kommt ein Plattenweg-Abschnitt, der total überwachsen ist, hohes Gras, Rohrkolben, Brennesseln. Man kan fahren, aber langsam, teilweise nur mit Krafteinsatz. Für mich eine Horror-Abschnitt. Pausieren ist auch nicht ratsam, da es durch ein Sumpfgebiet geht, Mücken inklusive. Zwischendrin wird es dann mal etwas besser, der Weg ist nicht mehr so überwachsen, die drückende Hitze und die öde Landschaft bleiben.

Es wird dämmrig, ich bin immer noch im Sumpf, ich beeile mich. Schließlich erreiche ich den trockeneren Kiefernwald. Hier ist der Plattenweg super zu fahren. Ich versuche, im letzten Tageslicht noch möglichst weit zu kommen, und übernachte dann mitten auf dem Weg. Abendessen: Heisse Brühe mit Buchstabennudeln, und mindestens 2.5 Liter zu trinken in Form von Tee und "Refresher".

 

25.06.2010: bis nach Mecklenburg


Morgens geht's gleich zur Sache: Sandetappen rund um Gorleben und dem Atommüll-Zwischenlager. Da sind die breiten Reifen meines Rades natürlich super! Trotz allem bin ich froh, als es wieder "festen" Untergrund unter den Reifen gibt. Zwischen Hitzacker und Bleckede ist dann nocheinmal äusserst hügelig - für mich auch wieder mit Schiebepassagen. Am frühen Nachmittag erreiche ich dann die Elbfähre. Nun beginnt die letzte Etappe, das Meer ist nicht mehr weit! Auf Deichen entlang, über Boizenburg, Schaalsee und andere Seen geht es jetzt gen Norden. Wind aus Nordwest, was sonst... Landschaftlich finde ich das mecklenburgische Land durchaus wieder abwechslungsreich. Es ist der erste Tag seit langem, an dem ich auch wieder Hunger habe, und normal essen kann, das wirkt sich auch auf die Fahrgeschwindigkeit aus. Ich schaffe es bis kurz hinter Schultup, wo ich bei einbrechender Dunkelheit einen Biwak-Platz finde.

26.06.2010: Ostsee


Bei anbrechendem Tageslicht starte ich zum letzten Abschnitt, noch etwa 30 Kilometer bis zum Strand. Ich verzichte auf Frühstück und bin um 8:00 morgens am Ziel. Ich setze mich in den Sand und genieße bei einem Stück Kuchen, das noch von gestern in den Packtaschen übrig war, die morgendliche Ruhe am Strand.Geschafft! Am Samstag, morgens um 8:00 Uhr erreiche ich den Ostseestrand!

Die körperlichen Reserven sind aufgebraucht, Arme und Beine sind zerkratzt, zerstochen und verbrannt, aber sonst geht's mir wirklich gut. Ich bin zufrieden, es geschafft zu haben, auch wenn es zwischendurch sehr hart war. Nach einer Stunde am Strand fahre ich schließlich nach Travemünde rein, esse ein Eis und nehme dann den Zug nach Hause.

Fazit:

  
Eine harte, aber sehr schöne Tour durch Deutschland mit geschichtlichem Bezug. Der südliche Teil bis zum Harz ist landschaftlich wunderschön, dafür aber körperlich sehr kraftfordernd. Der nördliche Teil ist mit den langen geraden Abschnitten eher mental fordernd, Krafteinsatz ist jedoch in den Sandpassagen gefragt.

Die Einsamkeit auf der Strecke ist reizvoll bezüglich der Naturerlebnisse, ganz nach meinem Geschmack. Dies stellt aber auch eine gewisse logistische Herausforderung dar: Zur Versorgung (Einkauf, essen gehen, evtl. Übernachtung) sind die Distanzen zwischen Orten mit entsprechender Infrastruktur eher groß. Alternativ muss man eben hin und wieder vom Track abbiegen und ein Dorf/Stadt anfahren und von dort auf den Track zurückkehren. Der Grenzstreifen ist weitgehend auch eine sehr trockene Angelegenheit, es gibt nur im Frankenwald und im Harz zuverlässig Bäche und Quellen aus denen man trinken kann. Die geschichtlichen Aspekte der Tour fand ich auch sehr interessant, schließlich bin ich nicht weit von der Grenze aufgewachsen - auf der Westseite. Während der Reise kam ich durch den Landkreis, in dem mein Vater nach dem Krieg aufwuchs (West), und auch durch die Region aus der meine Großeltern mit meiner Mutter während des Krieges flohen (Ost). Viele Menschen, denen ich während der Grenzsteintrophy entewder auf dem Plattenweg oder in den nahen Dörfern begegnete, erzählten beim Erwähnen des Mottos der Reise von ihren Erlebnissen früher. Einig waren sich jedoch alle: "Es hat sich viel verändert in den letzten 20 Jahren auf der Grenze - zum Glück".

 

Zum Fatbike:

   
Die Grenzsteintrophy war ein würdiger Anlass, diese Breitreifenrad einmal zu fahren, Dank an Rotor Bikes dafür!

Anfangs musste ich mich jedoch erst an das etwas andere Lenkverhalten gewöhnen, das durch die breiten Reifen bedingt ist. Vor allem bei schnellen Abfahrten war das manchmal "tricky". Hinzu kommt, dass die vordere Scheibenbremse einen spürbaren Zug nach Links verursacht, gegen den man bei Rechtskurven erst einmal anlenken muss.

Das schöne aber ist: Wenn man den Luftdruck der Reifen öfters variiert, kann man sowohl die Geländebereiche als auch die Straßenabschnitte super gut fahren. Bei niedrigerem Luftdruck kann man das "einsinken" in die Lochstreifenplatten etwas dämpfen und das Geholper auf den Betonplatten etwas abfedern. In den Sandpassagen waren die breiten Reifen natürlich der Hit! Oft ging es trotzdem nur langsam durch den Sand, aber dafür musste ich nicht schieben. Für die Straßenpassagen im Norden habe ich die Reifen maximal aufgepumpt und hatte damit auch ein angenehm flott rollendes Rad. Die Rohloffschaltung war perfekt für die Grenzsteintrophy. Bei ständigem Wechsel von rasanter Abfahrt in steile Anstiege war ich einige male schon sehr froh um die schnelle Schaltgeschwindigkeit.

Insgesamt hatte ich mit dem Fatbike keine nennenswerten Pannen (o.k., abgesehen von einem Platten vorne), keine Probleme mit Rohloff Antrieb oder sonstigem. Hat sehr viel Spaß gemacht!

 

Eure Waltraud Schulze

 

www.mountainbike-expedition-team.de