20.000 Orden für Alaska
Ich bin der Erste, der mit einem Damen- Hollandfahrrad der Marke Gazelle samt Karnevalsanhänger nach Alaska gefahren ist!
Eine gute Landung!
Mein Anhänger ist schnell zusammengebaut und alle sieben Sachen verstaut, als ich an der Airportinfo stehe und mein Gefährt neugierige Blicke auf sich zieht. Die Dame vom Stand ist besonders angetan von meiner Unternehmung „20.000" Orden für Alaska und drückt mir sogleich eine Adresse in die Hand: „Meine Tochter lebt mit ihrem Mann in Valdez, du brauchst nur im Postsoffice nach ihr zu fragen, die kennen sich alle dort.“ Wer hätte das gedacht? Kaum aus dem Flieger und schon eine mögliche Übernachtung in meinem Hauptziel Valdez. Allerdings sind es bis dorthin noch schlappe 4.500 km. Nun schnell raus aus Down- Town Vancouver! Die letzte Nacht zu Haus war viel zu kurz, die zehneinhalb Stunden Flug viel zu lang und nun sind es noch 64 km bis zum ersten Camp. Ich arbeite mich durch`s Großstadtgewimmel von Multiculti- Vancouver quer durch den Stanley- Park über meine schöne Lions- Bridge nach North- Vancouver. Dort geht es weiter den Marine-Drive an der Küste entlang und beständig rauf und runter bis Horseshoe- Bay. Über den Sea to Sky- Highway erreiche ich am Abend endlich Porteau- Cove, herrlich gelegen dieses Taucherparadies und mein Zelt steht direkt am Ufer des Pacific. Ich will es langsam angehen, geht auch gar nicht anders, denn schnell wird mir klar, dass meine Fuhre völlig überladen ist! Beständig geht es bergauf und am dritten Tag bei den Nairn Falls treffe ich eine wichtige Entscheidung. Wendy und David, ein Ehepaar aus Vancouver, bieten sich an und bringen etwa sieben kg an Überlast zurück nach Vancouver zu einem Schweizer Freund, der dort seit 33 Jahren lebt.
Ab Pemberton beginnt der Anstieg zur Duffey Lake Road. Bis zu 14% geht es hier brutal zur Sache und ich muss deutlich Federn lassen. Unablässig schiebe ich meinen Karnevalszug nach oben. Es regnet die ganze Zeit über und nach sechseinhalb Stunden Schwerstarbeit stehe ich auf dem Peak als plötzlich wie aus dem Nichts ein Radfahrer aus dem Nebel auftaucht. Kyle ist ca. 20 Jahre und misst etwa zwei Meter. Ich erkenne sofort, er fährt einen Eddi Merx- Renner aus den achtzigern. Eddi ist mein großes Vorbild erzähle ich ihm, der ‘Kannibale’ hat damals am Berg so ziemlich alle gefressen! Fröhlich pfeifend und sichtlich stolz fährt Kyle zurück in Richtung Pemberton. Für den Anstieg hat er gerade mal eineinhalb Stunden gebraucht. Dauerregen! Ich lasse mich talwärts rollen und hoffe bald ein geeignetes Camp zu finden. Mir ist kalt und schon nach 21.00 Uhr taucht plötzlich auf der linken Seite ein Braunbär auf, ich brauche gar nicht zu klingeln, mein ‘Dicker Pitter’ (Fahrradglocke, groß) hat sich gelöst und von dem Gerappel aufgeschreckt läuft er quer über die Straße und verschwindet im Wald. Das war ein Cinnamon, ein rotblonder Schwarzbär. Die Schwarzbären sind eben nicht alle schwarz. Ich bin nass bis auf die Knochen als ich unweit meiner ersten Bärenbegegnung den Recreation-Campground ausmache. Direkt am Lilloeet- River schlag ich mein Zelt auf. Es ist 21.30 Uhr, ich bin völlig alleine hier in den Bergen. Ich habe Hunger und muss unbedingt noch was Warmes essen. Als ich meinen Beutel mit den Lebensmitteln auf einen Baum ziehe, ist es bereits 22.30 Uhr und dunkel. Jetzt ab ins Zelt, doch vorher drehe ich mich noch ein paar mal um... wo ist der Bär ? Mit dem Bärenspray neben mir ziehe ich den Reißverschluss runter und schlafe alsbald ein. Zum Angsthaben war ich heute viel zu müde!!!! Ich fahre durch ein wunderschönes Hochtal und erreiche zwei Tage später die Junction zum Highway 97. An der alten Gasstation in 70 Mile House fühle ich mich in die sechsziger zurückversetzt. Überall stehen alte Autos rum und die neueren sehen bereits auch schon recht mitgenommen aus. Hier achtet man eben nicht so sehr auf Rost und Beulen. Die Gegend hier am Green Lake gefällt mir ausgesprochen gut, ja hier würde ich mir meine Hütte bauen. Nach einer rasanten Abfahrt gelange ich Tage später nach Clearwater. Hier, im Halfmoon Guesthouse, wunderschön abseits am Rande des Wells Gray Provinzial- Park gelegen, verbringe ich die nächsten Tage und gönne meinem schwer gekränkten Gebein erstmal eine Ruhepause. Leider sind meine voraus verschickten Orden noch nicht angekommen, die Post streikt seit Wochen in Canada. So bin ich froh, dass ich noch ein paar in meinem Handgepäck habe und meine Tour trotzdem weitergeht. Auf dem Weg nach Valemount werde ich in den Bergen von zwei aufeinander folgenden sogenannten Thunderstorms eiskalt erwischt und flüchte auf in ein Waldklo. Als ich Stunden später Valemount erreiche, bin ich fast steif gefroren und übernachte im Valemount- Hotel, ein Haus wohl aus der Gründerzeit. Das Hotel ist unbelegt und so habe ich alle Zimmer für mich allein… wonderfull. Nachts höre ich das Signalhorn des Rocky- Mountainers und als er näher kommt, wackelt das ganze Hotel…hoffentlich fährt er nicht durch mein Zimmer, hoffe ich und von irgendwoher aus den Bergen dringt das Geheul der Kojoten in die kleine Stadt Valemount.
Am Lake Lasalle versorgen mich die Geologen Jim ,Richard, Jeff und Chris mit Trinkwasser und auf der Strecke nach Prince- Georg, wieder mal total durchnässt, bietet mir Byron, ein junger Canadier, einen Lift auf seinem Pick-up an. Dort angekommen verbringe ich die Nacht bei einer Studentenclique. Kaum in Smithers bietet mir Jürgen, ein Deutscher, für ein paar Tage einen Schlafplatz in seinem Trailer an. Auf dem Stewart Cassier- Highway saugen mir die verdammten Mücken das Blut aus den Adern, als ich in letzter Minute vor einsetzendem Gewitter auf einem Steg mein Zelt aufschlage. Allein auf dem Cassier sehe ich 17 Schwarzbären und während einer Nachtfahrt bei Vollmond zum Kinnaskin- Lake habe ich die erste Begegnung mit ursus horribiles. Nach 115 km musste ich unbedingt noch mein Camp erreichen. Dann lag er da völlig locker im Gras, wie ein riesiger Bernhardiner, doch es war ein Grizzly!! Diesmal war ich ausgesprochen froh als ich dann nach weiteren 2-3 km das Camp erreiche und feststellen muss, dass die besten Plätze an diesem traumhaften See schon belegt sind…..Hauptsache, ich bin wieder unter Menschen. Endlose Wälder und viele hundert Kilometer weiter scheint das Leben ausgelöscht. Hier etwa 50 km vor der Junction zum Alaska Highway 1 hat es vor ein paar Wochen gebrannt. Die ‘schwarzen Wälder werden mich die nächsten Tage unablässig begleiten. Nach 2478 km stehe ich im Schilderwald von Watson Lake und kann kein Schild von Köln entdecken. Bei mittlerweile weit über 72.000 Schildern ist das auch keine leichte Aufgabe! Kurzum besorge ich mir geeignetes Material und male ein Schild für uns Kölle. 120 km weiter. Ich sitze in der Rancheria, einem Hotel- Motel mit Gasstation, als Linda, die Besitzerin, sich für die Tour interessiert und mich anspricht. Als ich ihr meine Unternehmung "20.000 Orden für Alaska“ erkläre, sagt sie wie aus der Pistole geschossen: "Du bekommst eine freie Übernachtung im Hotel und ein Abendessen von mir.“ Nach sieben Wochen Tortour das erste Bad. Oh wie habe ich das genossen. Es tut soooo gut . Als ich dann später im Restaurant sitze traue ich meinen Augen nicht, als die Bedienung mir das Essen bringt. Zwei Teller voll Pommes mit Burger. Danke Linda! überall, wo ich mit meinem Karnevalszug erscheine, begegnen mir die Menschen aufgeschlossen und hilfsbereit und dies bereits seit fast acht Wochen. Nun habe ich mein Zelt direkt am Yukon auf dem Robert Service Campground aufgeschlagen und versuche hier in der Library von Whitehorse und in verschieden Internettcafes meinen ersten Artikel im Einfingersystem zu verfassen.
Genau 3.017 km liegen bereits hinter mir, doch der Ruf der Wildnis lockt mich weiter. Bald geht es wieder raus aus der ‘Großstadt ’Whitehorse, immer nördlich der Sonne Richtung Alaska. Bevor es weitergeht, decke ich mich noch mit Proviant ein, denn viele Gelegenheiten nachzutanken wird es nicht geben auf den nächsten ca. 480 km bis Dawson City. Am Supermarkt von Whitehorse treffe ich auf zwei Musiker. Kurze Zeit später sitzen wir zusammen und gemeinsam bringen wir ein "Ständchen". Wo immer ich mit meinem Karnevalszug aufkreuze, sorge ich für Aufsehen. Alle wollen wissen, was es denn mit meinem ungewöhnlichen Gefährt auf sich hat. Z.B. Linn, als sie aus der Bücherei von Whitehorse auf mich zukommt, greift sie unverzüglich zum Cell- Phone und meldet mich für eine übernachtung bei Freunden unweit von Whitehorse an. Ihr Freund Chris bietet mir dann gerne seine Cabin als Nachtlager an. In Pelly Crossing, Zwischenstation des weltweit bekannten Yukon- Quest- Schlittenhunde- Rennen, lerne ich Gabriel kennen. Gabriel ist Lehrer und unterrichtet hier, an diesem abgeschiedenen Ort, die First- Nation in Computerwesen. Gabriel hilft mir meine Film- Clips zu sichern. Als ich später bei ihm übernachte, erzählt er mir mehr aus seinem Leben. So unterhalten wir uns auch über die problematische Situation der Menschen hier im Yukon. Gabriel kommt viel herum in der Welt und arbeitete auch als Entwicklungshelfer in Afrika. Hier nach Pelly Crossing, komme ich garantiert zurück! Zwei Tage später begegne ich auf dem einsamen Highway Richtung Dawson City einem Trucker. Als er mich erkennt macht er glatt eine Vollbremsung und hält mir 20 Dollar entgegen. "Hab von Dir im Whitehorse Star gelesen“. Das kommt mir dann doch etwas zu direkt und verlegen lehne ich ab. Stattdessen schenke ich ihm für seine freundliche Aufmerksamkeit einen Satz Festabzeichen vom Kälner Festkomitee und mache einen Filmclip mit ihm. Mit einem kurzen Wink bedankt sich der Mann, jemand der First Nation, und setzt seine Fahrt fort. Ich befinde mich nun im Herzen des Yukon, dementsprechend sind die Witterungsverhältnisse und das Wetter nimmt keine Rücksicht auf Radfahrer! Unbedingt will ich heute noch Dawson erreichen und werde dann knallhart eines besseren belehrt. Auf der Fahrt aus den Bergen ins Tal wird es dunkel und bitterkalt. Total durchgefroren erreiche ich mit letzter Kraft die Junction zum Dempster- Highway. In frostiger Vollmondnacht baue ich hier auf dem Campground mein Zelt auf. Sam ist Musiker und arbeitet hier auf der Lodge. "Hier Klaus, trink erstmal einen heißen Kakao und wärme dich auf! Morgen sehen wir uns beim Frühstück... ich lade Dich ein!“ In Dawson- City komme ich aus dem Staunen nicht mehr raus. Zurzeit findet hier das Festival of Arts statt und alles ist so schön bunt hier! Aus den Bars dringt das Geklimper alter Pianos und der Wind wirbelt den Staub durch die Gassen. Auf den Boardwalks schlendere ich durch die Stadt mit ihren alten durch den Permafrost bedingt abgesackten Holzhäusern. Fast so, denke ich, muss es hier vor mehr als hundert Jahren ausgesehen haben, zu Zeiten des großen Goldrausches. Klar besuche ich die Blockhütte von Jack London und auch die von Robert Service. Später als ich mit der Fähre rüber über den Yukon fahre, ruft mich der Kapitän auf die Brücke: "Hier halt mal“, und drückt mir dabei das Ruder in die Hand. Auch er hat über mich und meine Tour aus der Zeitung erfahren. Prompt schenke ich auch ihm einen Satz Kölner- Festabzeichen. Als ich dann einen Tag später erneut die Fähre nutze, kommen mir mit Stolz geschwellter Brust zwei seiner Crewmitglieder entgegen. Beide tragen jeweils eines der Kölner Festabzeichen. Der Kapitän hat "die Beute“ mit seinen Jungs geteilt! Das nenne ich Kameradschaft!
Top of the World Highway:
Nie zuvor habe ich Einsamkeit gerochen! Hier höre ich sogar mein Herz klopfen. Weite, weite Einsamkeit. Nichts außer Nichts! Du bist sooo groß Yukon und erbarmungslos! Kaum ein Auto kommt und der Regen wird stärker, und aus Regen wird Hagel. Aus meinem Vorhaben, heute noch die Border nach Alaska zu erreichen, wird nichts werden. Etwa 40 km vor der Grenze rette ich mich, klitschnass und halb erfroren, auf ein Rest Area. Hier kauere ich auf gerade mal einem Quadratmeter vor dem Eingang des Klos und überstehe die frostige Nacht im Bärenland. Aus der Ferne ruft eine Eule, und Kojoten stimmen ein zum „Nachtgesang“. Außer mir ist niemand hier. Niemand!
Born in the USA:
4 Meilen hinter Poker Creek, der Grenze zu Alaska, liegt Boundary. Drei Hütten, ein Cafe und Jim. Jim ist Gold-Digger und lebt drei bis vier Monate hier im Jahr mit seinen zwei Söhnen und Adam, einem Arbeiter. „I am not from USA, i am a real Alaskan“! Jim hat eine Gold Dredge und ja, er findet Gold und zeigt es mir. Ein verrückter Pirat mit großem Herz! „Du willst doch heute nicht mehr nach Chicken fahren Klaus, Klitschnass wie du bist wirst du nicht überleben in den Bergen! Du kannst in meiner Blockhütte übernachten.“ Und so bleibe ich hier und aus einem werden zwei Tage. Zwei unvergessliche Tage! Zum Abschied schenke ich Jim einen Orden, der Kannendrießer aus Colonia. Als er den Orden von mir bekommt, kann er sich vor Lachen kaum halten. Der bekommt einen Ehrenplatz meint Jim und hängt ihn über seinen Kühlschrank. Einer der beiden Söhne fährt heute nach Tok, um Ersatzteile für die Raupe zu besorgen und da die Schlammstraße, der Taylor-Highway, durch den Dauerregen für mich und meinen Anhänger unpassierbar geworden ist, nimmt er mich mit. Als wir losfahren blicke ich zurück. Und noch aus weiter Ferne kann ich sie ausmachen, die Totenkopf- Flagge über Jim’s Blockhütte. Hier in Alaska laufen die Uhren tatsächlich anders und die Menschen lassen alles einen Tick gemächlicher angehen. Auf dem Highway, Richtung Glennallen, halte ich an einer Road Construction. Neben mir stoppt ein uralter T2 VW- Bus. Mike Strang dreht das Fenster runter und interessiert sich für meine Tour. Als es dann weitergeht, hält er mir seine Adresse entgegen: „Komm vorbei, wenn du durch Wasilla fährst“! Zwei Wochen später sollten wir uns wieder sehen. Auf seinem Autohof stehen weitere 16 VW- Busse und warten auf eine Restaurierung. Auf dem Thompson Pass kommt mir eine Herde Radfahrer entgegen. Als sie mich passieren, ruft einer „phantastic“, eine andere „be paiste you are strong“. Ja, denke ich, wo sie recht hat…! Nach weiteren 5 km erreiche ich den Top. Leider ist es schon nach 23.00 Uhr, zu dunkel und nebelig aber an den Umrissen lässt sich erahnen, durch welche herrliche Gletscherwelt ich hier fahre. Ich sehe die Hand kaum vor Augen als ich nach rasanter Abfahrt durch die Nacht, etwa 400 bis 500 m niedriger, den Campground erreiche. Fog, Nebel des Grauens! Und die Gletscher zeigen mir ihre eiskalte Schulter...
Valdez:
Natürlich fallen mir die Bärentraps auf, als ich einen Tag später auf dem Gouvernment Camp in Valdez mein Zelt aufschlage. Meistens markiere ich meinen Zeltplatz mit Urin. D.h. schlicht und einfach, ich stecke mein Territorium ab. Doch es ist Lachs- Zeit und erhöhte Vorsicht geboten. Ich kann die Nacht nicht einschlafen und so döse ich, den Kopf auf meinen Arm gestützt, vor mich her, als ich plötzlich ein lautes Schnauben höre. Er ist da! Offensichtlich schnuppert der Bär an meinen Markierungen. Ich greife zum..., na wo ist es denn!? Scheiße, ich habe mein Bärenspray am Fahrrad gelassen! Da kommt er schon an mein Zelt, und? Nichts! Er schnuppert kurz und geht laut schnaubend weiter. Das wäre noch mal gut gegangen!
Lee, die Editorin des Valdez Star, ist überaus interessiert an meiner Geschichte und lässt mir viel Zeit für meine Ausführungen. Zum Abschied bekommt auch Lee von mir einen Satz Kölner Festabzeichen und ich darf das ganze dokumentieren. Später bringt Lee einen, sowie ich meine, guten Artikel meines Abenteuers. Um meine Filmclips zu sichern, gehe ich in einen Computerladen und als ich nach einer preiswerten Übernachtung frage, ruft der Eigner des Ladens kurzerhand den Pfarrer an und so übernachte ich zwei Tage in einer Kirche in Valdez… Auch das ist Alaska!
Ich begegne ausgesprochen vielen freundlichen Menschen auf meiner Reise durch Kanada und Alaska. So z.B. der Mitarbeiter der Alaska- Marine- Ferry, der mich durch den Tunnel von Withier nach Girdwood bringt. Oder Alwin, der mich für kleine Dollars in seinem Haus übernachten lässt. Da ist Brian, den ich im Alaskan Youth Hostel in Anchorage kennenlerne. Brian (der Name ist verständlicher Weise geändert) war in Vietnam und erzählt mir vom Horror und der Nightmare, die ihn fast jede Nacht an seine Zeit auf dem Mekong erinnert und nicht schlafen lässt… ! Etwa 80 km entfernt komme ich nach Wassila. Dort treffe ich Mike Strang, den VW-Bus Fan wieder. Mike ist bekannt wie ein bunter Hund hier in Alaska und als Mechaniker spezialisiert auf die Reparatur alter VW- Busse und BMW- Motorräder. Ich selbst fahre ja auch so ein altes Schätzchen und so sind wir um Gesprächsstoff nicht verlegen. Wer weiß, vielleicht komme ich irgendwann zurück und fahre dann mit einem seiner 16 VW-Busse erneut durch Alaska… Drei Tage verbringe ich in seiner Cabin, bevor ich aufgrund des anhaltenden Regens den Entschluss fasse, mit dem Zug nach Denali zu reisen.
Denali:
Wie im Rausch brennen die Sinne! Kaum zu beschreiben dieses „Feuer“ Die Entscheidung, Denali doch zu besuchen, ist geradezu goldrichtig! Mit dem Green- Bus fahre ich die gut 80 Meilen hinauf zum Wonderlake. Jedes Mal, wenn die wachen Augen der Passagiere Wild entdecken, stoppt die Fahrerin den Bus und fordert mit ihrem: „Pssssst“ durchs Mikrofon die Insassen auf, ruhig zu bleiben und vor allem, die Hände und Köpfe nicht aus den Fenstern zu lehnen. So sehe ich an diesem Tag mehrere Elche, Dallschafe und genau drei Grizzlys, darunter einen besonders dicken, der wird den nächsten Winter garantiert überleben! Dann taucht er auf, der Mächtige, der große Weiße... Denali. Hier am Wonder- Lake –Campground harren die Fotographen der National Geographic tagelang aus um nur einmal, endlich, diesen wunderbaren Berg in seiner gesamten Schönheit ablichten zu können. Oft warten sie umsonst, denn Denali zeigt sich meist nur selten in seiner ganzen Pracht! Die Wälder stehen in „Flammen“, eindeutig zeigt der Spätherbst seine schönstes Kleid! Bis Nenana läuft alles sozusagen glatt. Rückenwind, Sonnenschein, was will ich mehr? Doch schon am nächsten Tag geht es wieder aufwärts und unablässig schiebe ich meine Fuhre per Pedalkraft die Steigungen hinauf. Unterwegs wird mir klar: im Hellen werde ich Fairbanks keinesfalls erreichen. Da entdecke ich plötzlich ca. 50 bis 60 Meter von mir einen Kojoten. Als er mich sieht, duckt er sich und verschwindet kurz...! Als ich ihn dann passiere, greift er an! Nur ein beherztes Ausweichen direkt nach links rettet mich vor einem Biss ins Bein. Ich brülle ihn an. Da bleibt er stehen und da ich mich gerade auf einer Abfahrt befinde, gebe ich Gas. Das ist doch nicht möglich. Kojoten greifen doch keine Menschen an!? Lange noch bleibt mir diese Begebenheit in Erinnerung. Zwei Wochen später erzählt mir jemand von den First Nation, dass sei in der Vergangenheit schon mal vorgekommen. In Saskatchewan ist ein Mann auf dem Traktor fahrend von einem Kojoten angegriffen worden. Es wird kalt. Ich ziehe meine Skihandschuhe über, denn ich habe eiskalte Finger. Meine Füße und Beine schmerzen vor Kälte als ich nach 22.00 Uhr die letzten 8 km die Berge nach Fairbanks hinunter fahre. Hier in Fairbanks werde ich schon von Peter Kamper erwartet. Peter ist Filmer des Yukon- Quest- Schlittenhunde- Rennen und Veranstalter von Kanutouren. Er bringt seine Teams zum Beaver Creek, zum Yukon und anderen Flussschönheiten. Peter hat übers Internet von meiner Unternehmung erfahren und mich dann kurzerhand zu sich eingeladen. Bei ihm und seiner Familie fühle ich mich auf Anhieb Pudelwohl. So lerne ich u.a. Gerd und Roven kennen, die soeben von ihrer dreiwöchigen Kanu- Wander- Tour ins „Hauptlager“ zurückgekehrt sind und viel zu erzählen haben. Dieses Jahr landeten sie einen Volltreffer der seltenen Art! "Wir haben sogar einen Puma gesehen"! Die beiden ausgesprochen sympathischen Abenteurer stammen aus dem Odenwald, sind seit Jahren mit Peter Kamper befreundet und ordern ihre Kanu-Abenteuer immer bei Peter hier in Fairbanks. So sitzen wir abends am Lagerfeuer, essen Rovens herrlich ungarisches Gulasch und erzählen uns von unseren Abenteuern hier in Alaska. An diesem Abend kann ich sie dann auch das erste Mal sehen... Nordlichter! Es wird nicht das letzte Mal gewesen sein.
Testbericht Rohloff:
Im Vorfeld meiner Unternehmung Alaska, hatte ich schon einiges über die Rohloff Nabenschaltung gelesen. Und diejenigen, die eine Rohloff fahren, berichteten mir eigentlich ausnahmslos das Gleiche. Einmal Rohloff, immer Rohloff. Sicher, mit dem hohen Anschaffungspreis kommen einem schon verständliche Bedenken. Das ist für mich aber dann schon der einzige Negativpunkt. An diesem Schaltwerk der Superlative gibt es für mich nur Positives zu berichten. Zugegeben, auf den ersten ca. 300-400 km musste ich mehrmals absteigen und meine Fuhre die Berge hochschieben. Bei dem Gewicht eigentlich nicht weiter verwunderlich. Meine Gazelle wog zusammen mit meinem vollbepackten Anhänger und mir selbst rund 175 kg! Allerdings lag dies zum Anderen an meiner noch nicht ganz ausgereiften Fitness und zum Dritten an den relativ starken Anstiegen, um die 13-14%, besonders hinter Pemberton, zum Duffey Lake hoch! Danach bin ich nur noch höchst selten abgestiegen. Die Rohloff lässt sich exakt schalten. Auch unter Volllast im Berg hatte ich keine Schaltverzögerung oder gar Schalt- Übersprünge. Die beiden Schaltzüge brauchte ich nach nunmehr 8.443 km hartem Einsatz noch nicht zu wechseln und diese haben sich auch kaum gelängt. Und wenn? Die Einstellung der Schaltung über die beiden Einstellschrauben an der Nabe ist recht einfach.
Fazit:
Ich habe im Laufe vieler Jahre einige Ketten und Naben-Schaltungen ausprobiert. Etwas Zuverlässigeres wie die Rohloff- Nabe gab es für mich bisher nicht! Der Einbau der Rohloff 14 Gang- Nabe in meine Gazelle war unproblematisch und fährt sich in dieser Kombination sehr harmonisch. Erste Sahne!
Die Tour ist nachzulesen auf: www.rocktheroads.de