Erfahrungsbericht von Thomas Fischer mit Velotraum, Rohloff & Co

Manchmal kann ich es selbst kaum glauben... 
Aber meine Buchführung bestätigt mir, dass ich seit Anfang 1997, als ich meine Leidenschaft zum Fahrrad wieder neu entdeckte, mittlerweile mehr als 255.000 km (oder hört sich "eine Viertel Million" vielleicht doch besser an?!) auf zwei Rädern zurückgelegt habe. Davon mehr als 220.000 km auf drei Velotraum-Rädern (2x Velotraum Cross und 1x Velotraum Rennrad, das ich vor Jahren gebraucht erstanden habe).

Rückblick Winter 2005/2006.
Mein Velotraum "Cross" nähert sich der 100.000 km-Grenze - für mich die magische Grenze für die Lebensdauer eines Drahtesels.

Nun galt es, die Nachfolge für ein schönes und zugleich zuverlässiges Rad, das Spaß am Fahren macht, mich weit getragen und immer sicher ans Ziel gebracht hat, zu finden. Nach dem Motto "Das Bessere ist des Guten Feind" ging ich auf die Suche...... Direkt in den kleinen Rad-Laden von Velotraum-Erfinder Stefan Stiener in Weil der Stadt!
Nach gewohnt guter Beratung waren wir uns schnell einig über die Ausführung und die Komponenten des Nachfolgers. Nur eine Entscheidung hat etwas länger gedauert. Stefan wies mich als Vielfahrer auf eine Alternative zur Kettenschaltung hin. Eine 14-Gang-Nabenschaltung, die zuverlässig und nahezu wartungsfrei sein soll. Das hat mich als studierten Maschinenbauer nicht mehr losgelassen und ich ging nach Hause, um mich zu erkundigen. 
Über diverse Foren im Internet, die überwiegend erstaunlich positiv über dieses Wunderwerk der Technik berichteten, landete ich schließlich auf der Homepage der Firma Rohloff, dem Erfinder und Hersteller der gleichnamigen 14-Gang-Schaltnabe. Dort war in einer für mich verblüffenden Detailliertheit der Aufbau, die Technik und die Wirkweise der Schaltung beschrieben und abgebildet.

Dieser robuste Maschinenbau, kombiniert mit Präzision und Liebe zum Detail sowie die Abhandlungen über Übersetzungen und Wirkungsgrade begeisterten und überzeugten mich schließlich. Das wollte ich haben und fahren!!! Die Probefahrt mit einem "Rohloff-Rad" (Stefan bestand auf dieser Probefahrt vor der teuren Investition) war dann nur noch das I-Tüpfelchen in der Unterschrift des Kaufvertrags.

Das Neue

Am 04. Mai 2006 musste ich mich schweren Herzens von meinem grünen "Traum-Velo" trennen. Tacho-Stand: 100.146 km.  Danke!!!

Dafür rollte ich nun als stolzer Besitzer eines Velotraum cross 7005EX, Größe M, schwarz, wohlgemerkt mit Rohloff-Nabe, aus Weil der Stadt hinaus. Schon ein tolles Fahrgefühl, so ein neues Rad!
Ein robuster, steifer und sauber verarbeiteter Aluminium-Rahmen mit Aluminium-Gabel, Magura HS33 Hydraulik-Felgenbremsen, Keramikfelgen und eben dieses "sauteure" und "sackschwere" Technikwunderwerk Rohloff Speedhub 500/14 CC mit Drehschaltgriff, mit der nicht übersehbaren Banderole, Registriernummer 054xyz, was das Hinterrad zum Hingucker machte.

Schon nach den ersten Kilometern aber kamen mir erste Zweifel! Passt denn die Übersetzung, für die ich mich nach endlosen Vergleichsrechnungen (mit meiner bisherigen 27-Gang Kettenschaltung) entschieden hatte. Komme ich mit der Spreizung, die die Nabe hergibt und der Kettenblatt-/Ritzel-Kombination 46/16 mindestens gleich gut zurecht wie bisher?
Diese Zweifel waren spätestens dann vom Tisch, als ich drei Tage später bereits eine über 100 km lange Tour im Nordschwarzwald  zum "einrollen" machte. Ich bin von Haus aus ein "fauler Schalter", ich fahre lieber mit Kraft. Aber diese Schaltung hat mich von Anfang an fasziniert. Purer Spaß am Schalten! Leichte, präzise Schaltvorgänge, ein oder mehrere Gänge auf einmal, Schalten beim Fahren oder im Stand. Das Zusatzgewicht auf dem Hinterrad ist beim Fahren nicht zu spüren.
Und: Die Übersetzung passte prima! 

Fazit dieser ersten Tour: 
Erwartung an Rad und Schaltung nicht nur erfüllt, sondern klar übertroffen!

Der geringe Verschleiß von Kette und Ritzel/Kettenblatt sowie die Wartungsarmut der Nabe sollten sich erst im Laufe der tausende von Kilometer, die noch vor mir lagen, als riesiger Vorteil erweisen.
Rein rechnerisch habe ich mit meinen Rädern mittlerweile mehr als sechs Mal die Erde umrundet.
Ich bin aber nicht von der Sorte "Weltenbummler", sondern bewege mich eher im überschaubaren Aktionsradius. Das sind ebenso Kurzstrecken wie Tagesausflüge und Urlaubsfahrten, mit Satteltaschen oder ohne, bei jedem Wetter und bei jeder Temperatur.
Zentimeterhoher Neuschnee, Schneematsch, Temperaturen von -18°C bis mehr als +40°C und lange Trockenperioden mit feinstem Staub von Straße, Feld- und Waldwegen brachten eher den Fahrer an seine physischen Grenzen. Die Technik funktionierte problemlos und unbeeindruckt von all diesen Umwelteinflüssen. Kein Umwerfer, der festsitzt, keine Kette, die springt, kein von Matsch und Eis zugesetztes Ritzelpaket.

Wartung muss sein

Nach knapp 6 Monaten oder 6.190 km wagte ich mich an den ersten Ölwechsel. Dank Ölwechselset von Rohloff absolut kein Problem, dies selbst durchzuführen. Ein Check an der Kette mit dem Rohloff-Caliber 2 verblüffte mich. Die Rohloff SLT 99 hatte noch nicht einmal die Verschleißgrenze der 0,075 mm-Seite des Calibers erreicht.

Der erste Kettenwechsel nach Erreichen dieser Verschleißgrenze war dann erst bei 8.443 km Laufleistung fällig. Kettenblatt und Ritzel waren nach visueller Prüfung noch nahezu verschleißfrei. Nach meinen bisherigen Erfahrungen bei Kettenschaltungen mit Verschleißgrenzen der Kette bei 2.500 km und des Ritzelpaketes bei 5.000 km war dies ein mehr als erfreuliches Phänomen.
 

Diese Wartungsintervalle setzten sich entsprechend fort (alles in Eigenregie durchgeführt):
Alle ca. 5.000 bis 6.000 km Ölwechsel
Alle 6.000 bis 8.000 km Kettenwechsel mit Rohloff SLT 99. (Leider stellt Rohloff diese robuste Kette nicht mehr her. Die Wechselintervalle wurden mit anderen Ketten nicht erreicht!)

Der erste Wechsel des Ritzels war bei 23.670 km fällig,
nachdem ich es bei 16.866 km gewendet hatte. Zweiter Ritzelwechsel: 45.861 km .......  usw.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen! Der Velotraum- Rahmen mit Gabel. 
Zugegeben: Ich bringe nur 65 Kg (Netto) auf die Waage und bin damit für ein Rad, das auf "Weltreisen mit dem gesamten Hausrat in den Satteltaschen" ausgelegt ist, nicht gerade die Belastungs- Herausforderung. Trotzdem möchte ich ganz besonders hervorheben, dass all die erwähnten Komponenten ihr hohes Qualitätsniveau nur dann ausspielen können, wenn sie an einem Rahmen montiert sind, der dieses Qualitätsniveau vorgibt und vorlebt. Außer ein paar Lackproblemen gibt es keinerlei Auffälligkeiten wie Risse, Materialermüdungen oder ähnliches. Zumindest für mich nicht erkenn- oder wahrnehmbar. Einfach nur genial !!!

Fazit: Die Symbiose dieses hochwertigen Velotraum-Rahmens mit all seinen stimmigen und qualitativ hervorragenden Komponenten ergibt ein Rad, auf das man gerne aufsteigt, mit dem man losfährt und dann nur noch fährt, fährt, fährt....!

Erfahrungen - Die Rohloff - Nabe

Zitat aus meinem 50.000 km Erfahrungsbericht:
An der Nabe sind äußerlich keine Auffälligkeiten oder Undichtheiten erkennbar. 
Nabe und Schaltung sind absolut unauffällig und tun ihre Dienste. Alle Gänge lassen sich problemlos und komfortabel schalten.
Das Geräusch in den unteren sieben Gängen ist nach wie vor wahrnehmbar, stört mich aber nicht.
Diesen Satz kann ich jetzt nach weiteren 50.000 Kilometern erneut zitieren. Er gilt unverändert!

Schaltzug und Drehgriff
Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich: 
Nach über 106.000 km ist immer noch der komplette Original Rohloff-Schaltzug montiert und funktioniert noch. Wohl eher die Ausnahme als die Regel ! Allerdings friert er mittlerweile bei Temperaturen unter 0°C zeitweise ein und der Schaltvorgang ist manchmal verzögert, so dass ich kurz "ins Leere" trete. Ich denke, das liegt am oberen Schaltzug, dessen Hülle sicher undicht und der Zug selbst korrodiert ist.
Das Rohloff-Schnellwechselset, für den Fall der Fälle vor Jahren gekauft, fahre ich bis dato ungebraucht spazieren. 
Der etwas eckige Drehschaltgriff (alte Version) ist dank seiner guten Ergonomie sogar mit Winterhandschuhen gut schaltbar. Mittlerweile zeigt er aber doch Abnutzungserscheinungen am Gummi, die aber auf die Funktion keinerlei Einfluss haben.


Andere große und kleine Helferlein
Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass auch viele andere Komponenten treu und fast unbemerkt ihre Dienste tun. So hat mich z.B. die Qualität der Kettenblätter verblüfft. Das erste original montierte Kettenblatt, ein Alize 46-130, 9/10 Speed, erreichte über 40.000 km Laufleistung!!! 
Die Magura HS 33 ist zwar stellenweise unschön korrodiert, war aber über die ganzen Jahre völlig  wartungsfrei. Kein Entlüften, kaum Belagverschleiß in Kombination mit  Keramikfelgen. Super!
Die Schwalbe Marathon Plus Reifen überzeugten durch Laufleistung (z. B. auf dem Vorderrad mehr als 38.000 km) und Pannenschutz. Der Reifen hält, was er verspricht: Nahezu unplattbar!

Ich fahre immer noch die Original-Felgen, Exal SP19 Keramik, 32-Loch, die zwar um die Speichennippel herum extrem korrodiert sind, aber keinerlei Ausfallerscheinungen zeigen. Die Speichen mussten noch nie nachgespannt werden (auch Dank dem vorbildlich guten Laufradbau bei Velotraum).

Immer  "mit Füßen getreten" wurden die Shimano MTB-Pedale PDM 540. Ich habe sie vom alten Rad übernommen und mittlerweile halten sie diese Strapazen schon über 120.000 km durch. Ich habe sie in dieser Zeit mehrfach zerlegt und die Lager neu gefettet.
- und, und, und...

Aber auch beim besten Rad und seinen Komponenten erreicht man nur mit etwas Wartung und Pflege auf Dauer Fahrvergnügen und hohe Laufleistungen.

Nach meiner Erfahrung das Wichtigste: Die Kettenpflege!!!
Für eine hohe Laufleistung der Kette ist es unabdingbar, in die Kettenpflege etwas Zeit zu investieren. Es lohnt sich! Auch Kettenblatt und Ritzel danken es! Ebenso gehört das regelmäßige Nachspannen der Kette dazu, was dank der cleveren Exzenter-Lösung an den Velotraum-Rädern eine Sache von wenigen Minuten ist.

Das Rad hat mittlerweile mehr als 106.000 km auf dem Tacho.
Sehr erfreulich: Für die Kilometerleistung bei meinem Einsatzprofil ist die Liste der Verschleißteile-Kosten vergleichbar klein. Dank Rohloff-Nabe ist der gesamte Antrieb sehr wartungsarm. Reifen, Laufräder, Bremsen und andere übliche Verschleißteile sind sehr langlebig. 

Ich werde immer wieder gefragt, ob sich denn die teure Anschaffung einer Rohloff-Nabenschaltung im Vergleich zu einer hochwertigen Kettenschaltung lohnt.
Meine ganz klare Antwort: Ja, es lohnt sich! Und zwar aus zweierlei Hinsicht:

 

1. Aus technischer Sicht

Ich habe mich für diese Schaltung bewusst entschieden, um als Vielfahrer immer und überall eine zuverlässige und funktionierende Schaltung zu haben. Nach bisher 106.000 Kilometern ist dieser Nachweis erbracht und die Erwartungen sind mehr als erfüllt.


2. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht


Der betriebswirtschaftliche Ansatz war für mich kein kaufentscheidender Faktor.
Jedoch hat sich auch dieser Aspekt sehr erfreulich entwickelt. Beim ersten Kettenwechsel hatte ich bei vergleichbarer Kilometerleistung am alten Rad nahezu 3 Ketten verschlissen.

Durch die geniale Möglichkeit, das Ritzel zu drehen, "überlebte" ein Rohloff-Ritzel ca. 4-5 Ritzelpakete meiner alten Kettenschaltung. Das Kettenblatt hielt ebenfalls ungleich länger durch.

Gegenläufig ist nur der alle 5.000 Kilometer oder 1x im Jahr vorgeschriebene Getriebeölwechsel. Dieser schlug aber dank Getriebe- und Spülöl "aus dem Fass" finanziell kaum zu Buche.

Als technisch versierter Schrauber mache ich nahezu alle Reparaturen und Wartungsarbeiten selbst. Damit fallen für mich nur Ersatzteilkosten an. Aber schon allein durch die Einsparung an Teilekosten sind die Mehrkosten des Rohloff-Antriebs mittlerweile mehr als ausgeglichen.
Für eine objektive Amortisationsrechnung müssen selbstverständlich die normalerweise anfallenden Werkstattkosten beim Fachhandel eingerechnet werden.

Unter einer solchen gesamtbetriebswirtschaftlichen Betrachtung amortisiert sich der höhere Anschaffungspreis der  Rohloff-Nabe im Vergleich selbst zu einer durchschnittlichen Kettenschaltung (hält die auch 100.000 Km durch?) schon sehr schnell und rechnet sich nach meiner Einschätzung auch für einen "Durchschnittsfahrer"  mit deulich weniger Kilometerleistung pro Jahr, der die Wartung dem Fachmann überlässt.


Und wie geht es weiter?!

Wie war das gleich noch mit dem Spruch "Das Bessere ist des guten Feind" ?! Das Rad hat seine Laufzeit erreicht und in zehn Jahren hat sich technisch vieles weiter entwickelt. Völlig außer Frage stand die Marke für das Nachfolge-Rad: Velotraum!

Mittlerweile habe ich mich bei Velotraum wieder sehr gut beraten lassen. Der Aluminium-Rahmentyp wurde nach der Feinjustage auf dem Messrad festgelegt, die neuen Komponenten wurden sorgfältig ausgesucht und die Stückliste erstellt. Und eines stand für mich von vorne herein fest: Rohloff-Schaltung muss sein!
Ich bin von der Qualität und Funktion dieses Produktes so sehr überzeugt, dass ich mich nach entsprechenden Rückfragen sogar entschlossen habe, meine "alte" Nabe mit der Registriernummer 054xyz in das neue Rad einbauen zu lassen. Da ich von Felgenbremse auf Scheibe umstelle, muss die Nabe bei Rohloff auf Scheibenbremsaufnahme umgebaut werden. Das wird in den nächsten Tagen passieren. Ich hoffe, die Experten dort schauen sich die Nabe genau an und tauschen in diesem Zuge auch Dichtungen und Verschleißteile, damit die nächsten 100.000 km wieder pannenfrei und dicht bleiben. 

Und die Antwort auf die Frage "Darf´s auch ein bisschen mehr sein?!" Ja, gerne!
Ich freue mich jetzt schon sehr auf mein neues Velotraum-Fahrrad (übrigens in "Dormantrot") mit meiner gut eingefahrenen "alten" Rohloff-Nabe.

Kommentar Rohloff:

Vielen Dank an Herr Fischer der mit diesem tollen Bericht sehr eindrucksvoll und datailliert seine Erfahrungen schildert. Es freut uns sehr wie sich die Idee von Wartungsarmut und Langlebigkeit der Rohloff SPEEDHUB in der Praxis darstellt.

Hier wurden alle Pflege- und Wartungsarbeiten selbst durchgeführt, was allerdings nicht die Regel ist, da auch das technische Können/Wissen/Erfahrung sowie das passende Werkzeug vorhanden sein muß. Viele Einflußfaktoren wie Kettenpflege, Fahrweise, Terrain, Gesamtzähnezahl am Antriebsstrang etc. müssen bei einer objektiven Betrachtung berücksichtigt werden.

Daher möchten wir an dieser Stelle darauf hinweisen, dass sich die Anschaffung einer SPEEDHUB für den Alltagseinsatz nach unseren und den Erfahrungen der Fachhändler bereits nach wenigen tausend Kilometern finanziell rechnet. Was nicht in Geld ausgedrückt werden kann, ist die einfache Bedienung über den Drehgriff und die enorme Langlebigkeit.

Bis heute gibt es keine Rohloff SPEEDHUB 500/14 Getriebeeinheit, die aufgrund von Verschleiß oder Bauteilbruch einen Totalschaden erlitten hat - vorausgesetzt es wurden die regelm. Ölwechsel durchgeführt.

Wir wünschen Herr Fischer viele weitere störungsfreie km.

Rohloff Service Team

 

Alle bisherigen Erfahrungsberichte von Herr Fischer finden sie als pdf unter: www.velotraum.de

2005 | 100.000-Kilometer mit einem »cross crmo«

2007 | 20.000-Kilometer-Erfahrungsbericht

2008 | 30.000-Kilometer-Erfahrungsbericht

2010 | 50.000-Kilometer-Erfahrungsbericht

2016 | 100.000-Kilometer zum Zweiten