Zehn Jahre und 120.000 Kilometer unterwegs mit Rohloff

So seltsam es auch klingen mag, eigentlich hat alles mit einem Fahrradunfall angefangen. Das war im Juni 2002. Nachdem ich meinen ersten Marathon gelaufen und gerade von einer Radtour nach Venedig zurück gekommen war, hat es mich erwischt. Aus eigener Dummheit bin ich gegen ein parkendes Auto geprallt und habe mir den Schienbeinkopf gebrochen. (Zur Erklärung sollte man sagen, das Auto hat auf einem Fahrradweg geparkt, da war in den bisherigen zehn Jahren nie ein Auto. Und es war Freitagnachmittag auf dem Nachhauseweg von der Arbeit).

Folgen: Zwei Wochen Krankenhausaufenthalt, danach drei Wochen Rehabilitation. Im September konnte ich wieder so langsam dran denken, auf das Fahrrad zu steigen. Während ich im Krankenhaus lag, schenkte mir eine Freundin das Buch: “Eiskaltes Bier und Krokodile - Mit dem Fahrrad durch Australien” von Roff Smith. Zurück bei der Arbeit eröffnete mir eine Kollegin, sie gehe für ein halbes Jahr in Mutterschutz. Ein halbes Jahr frei hätte ich auch gerne. Da ich schon so lange bei der Firma arbeitete, war das auch gar kein Problem.

Den Winter 2002/ 2003 verbrachte ich damit, im Internet sämtliche Test- und Reiseberichte zu lesen, um das ultimative Reiserad zusammen zu stellen. Das Ziel war klar: drei Monate Australien und drei Monate Neuseeland. Bei den abgelegenen Gebieten in Australien wollte ich keine Kompromisse eingehen, nur das Beste vom Besten. Es war schließlich wie eine Lebensversicherung. Zum Glück verdiente ich zu dem Zeitpunkt noch genug. Im Juni/Juli bin ich dann mit meiner Liste zum Fahrradhändler. Ich wollte einen Velotraum Rahmen mit Rohloff Schaltung und Magura HS33, dann noch Felgen, Speichen...Ihr wisst ja was noch alles so kommt. So kann man Fahrradhändler verblüffen, besonders als Frau!

Am 03. August 2003 konnte ich das Fahrrad endlich abholen. Natürlich habe ich die 80 km Rückfahrt von Freiburg über den Schauinsland ins Wiesental gleich als Testfahrt genutzt. Es war ein Genuss! Obwohl das Fahrrad sehr schwer war, es lief so leicht und gab mir das Gefühl, es kann mich überall hinbringen, absolut zuverlässig. Ich nannte es dann „Boomerang“, erstens, da ich ja nach Australien wollte, und zweitens, weil es mich immer wieder zurück brachte. Im Vergleich was ich seither gefahren bin, waren die ca 14 000 km in Australien und Neuseeland lächerlich. Es braucht nicht erwähnt zu werden, dass es absolut keine Probleme gab. Einfach nur fahren.


Zurück ging es wieder an den Schreibtisch. Zweimal im Jahr kam "Boomerang" heraus, einmal für die kleinere Frühjahrstour und im Herbst für größere Touren (Madagaskar, Jordanien). (Für sonstige Fahrten habe ich noch  4 andere Fahrräder) Nach 4 Jahren war ich dann soweit, dass ich eine umfassendere Veränderung wollte. Nach längerem Explorieren habe ich auf Februar 2008 gekündigt und bin Mitte Februar zu meiner ersten Weltreise aufgebrochen. Vorher wurde meine Rohloff Nabe überholt und alle Kabel ersetzt. Bei dieser Tour bin ich 61140 km gefahren und habe 2 Jahre und 5 Monate (888Tage) gebraucht.

Erst nachdem die Rohloff Nabe insgesamt über 80 000 km durchgehalten hatte, kamen in Australien die ersten Schwierigkeiten, die wurden aber von Rohloff Australien perfekt beseitigt. In Ecuador wurde mir mein Fahrrad gestohlen, ich konnte es nicht fassen, war ich wütend! Wie konnte es jemand wagen, mir meinen treuen Weggefährten wegzunehmen? Schreiend lief ich in den Straßen umher, bis mir tatsächlich ein Mann in einen Hof zeigte, wo mein Fahrrad lag. Ohne mein Fahrrad wäre die Reise abrupt zu Ende gewesen. Alles kann man ersetzen, Ausweis, Kreditkarten, Kleider, etc. aber nicht das Fahrrad, vor allem nicht in diesen Ländern. Im Juli 2010 musste ich aus familiären Gründen wieder nach Deutschland zurück. Mir war aber gar nicht danach, wieder sesshaft zu werden.

Ein Jahr später stellte ich mein neues Reiserad zusammen, mit weitestgehend den gleichen Komponenten wie bei dem bewährten Alten. Die Rohloff Speed Hub blieb dieselbe. Genau 8 Jahre nach dem Ersten, konnte ich im August 2011 mein neues Velotraum abholen. Diesmal direkt ab Werk. Mitten im tiefsten Winter, dank Schwalbe mit Winterreifen, mit richtigen Spikes, ging es im Februar 2012 los, wieder Richtung Osten. Diesmal wollte ich die Seidenstrasse fahren. Da sie in China endet und ich somit wieder halb um die Welt gefahren bin, dachte ich, dann kann ich gleich wieder ganz herum fahren und meine Freunde in Australien wieder sehen.

Die Stan-Länder mit dem Pamir Highway und die Taklamakan in China bedeuteten große Herausforderungen für mein Fahrrad. Wäre wirklich dumm gewesen, wenn ernsthafte Probleme aufgetreten wären. Aber auch hier ließ mich das Material nicht im Stich. Gerade bin ich wieder in Australien, dem Land des „Bull Dusts“, einem sehr fiesen, ganz feinen Sand und ewig weiten Entfernungen. Ich bin nun vom Cape York zurück, einem der abgelegensten Gegenden Australiens, ca. 800 km nur Schotter- und Sandpiste. Einzelne Teile, wie Kette und Tretlager sind ersetzt worden. Natürlich auch Reifen und Bremsblöcke. Auch hier zeigt sich der Vorteil von gutem Material, sie halten wesentlich länger.

Mit der Rohloff Nabe bin ich mittlerweile über 120 000 km gefahren, war in 45 Ländern und es ist noch kein Ende in Sicht. Wahrscheinlich werde ich im Frühjahr 2014 wieder nach Deutschland kommen. Wer weiß für wie lange.

Weitere Infos unter: www.dorothee-fleck.com