Plötzlich Reisetandem

Nach vielen Radreisen auf Einzelrädern in den letzten Jahren, - wenn ich bedenke, dass mich meine erste Radreise 1986 nach Paris brachte, sind es eigentlich eher schon Jahrzehnte - fanden wir uns 2012 „plötzlich“ auf einem Tandem wieder und waren auf dem Weg von Kirkenes nach Kiel.
Warum denn jetzt Tandem nach so vielen Jahren auf dem Einzelrad? Wir waren selbst etwas überrascht.

Die Tandemidee kam uns, als wir während einer Städtereise nach Berlin, auf einem geliehenen Tandem aus den 30er Jahren unglaublich viel Spaß beim Radeln zwischen den Berliner Sehenswürdigkeiten hatten. Aus dieser Freude heraus kam schnell die Idee auch die geplante nächste Radreise von Kirkenes nach Kiel mit einem Tandem zu fahren. Die Entscheidung war einfacher als die tatsächliche Umsetzung. Es stellten sich plötzlich ganz neue Fragen. Angefangen mit wo bekommen wir denn ein Tandem her und wer baut überhaupt vernünftige, bis hin zu der Frage: Wie bekommen wir denn unser übliches Gepäck mit, so ein Tandem hat ja schließlich viel weniger Platz als unsere alten zwei Einzelräder. Nachdem wir alle Fragen mehr oder weniger gut gelöst hatten, starteten wir unsere erste Tandemtour im hohen Norden Europas. Sehr schnell war offensichtlich, diese andere Art der Radreise begeisterte uns sehr, und uns war direkt nach der Ankunft in Kiel klar, auch die für 2014 geplante Sabbatical-Reise durch Südamerika, China und Australien werden wir auf einem Tandem abradeln wollen. Genauso klar war aber auch, das Tandem der ersten Reise kann und wird es nicht sein.

So schön die Tour durch Skandinavien auch war, wir hatten doch ein paar Schwierigkeiten mit dem Tandem. Auf der einen Seite war das Tandem vom Rahmen her einfach etwas zu klein und zum anderen kamen wir mit der Kettenschaltung nicht wirklich gut zurecht. Vielleicht lag es an uns, nur empfanden wir eine Kettenschaltung an einem schwer beladenen Tandem selten optimal. Wir taten uns einfach schwer immer im richtigen Moment zu schalten oder im richtigen Gang zu sein oder den Kettenblattwechsel vorne am Berg überhaupt hinzubekommen. Vor allem an kurzen steilen Anstiegen, überhaupt bei steilen Anstiegen oder Gangwechsel über 2, 3 oder 4 Stufen auf einmal haben wir am Berg nicht wirklich gut hinbekommen. So musste neben einem anderen Rahmen auch eine andere Schaltung her. Einen passenden Tandem-Rahmen für den Radaufbau zu finden war nicht ganz einfach, fündig wurden wir aber nach einiger Sucherei. Die Entscheidung bei der Schaltung war durch die Erfahrungen der ersten Tour eigentlich ganz einfach. Es gibt, soweit wir wissen, nur die Speedhub als zugelassene Nabenschaltung für Tandems, zudem reicht auch nur der Übersetzungsbereich der Speedhub für eine Langzeitradreise. So war die Entscheidung schnell getroffen, auch wenn wir genau Null eigene Erfahrungen mit der Speedhub hatten. Trotzdem, oder gerade deshalb, wollten wir das zukünftige Reisetandem unbedingt selbst aufbauen.

Ein Selbstaufbau schafft enormes Vertrauen in das eigene Fahrrad, gerade in etwas abgelegenen Ecken auf dieser Welt ist es immer gut zu wissen, wie das Fahrrad zusammengestellt ist. Ein bisschen Respekt hatten wir vor dem Aufbau schon, schließlich hatten wir die Speedhub vorher noch nie gesehen oder gar in der Hand gehabt. Als dann endlich alle Teile bestellt und bei uns waren, stellte sich der Einbau und die Einstellung der Speedhub als erstaunlich einfach heraus. Mit Hilfe der Rohloff-Erklär-Videos ist der Einbau wirklich sehr gut zu machen, fast schon ein Kinderspiel. Alles in Allem hat der Aufbau unserer Reisetandems hervorragend geklappt. Die erste Testreise durch Schottland zeigte schnell wie gut der Aufbau und die Zusammenstellung der Komponenten funktioniert hat. Alles passte wunderbar zusammen, wir bekamen all unser Gepäck mit und die Größe des Rahmens war genau richtig. Die Speedhub machte ein paar andere Laufgeräusche als die uns bekannten Kettenschaltungen, daran mussten wir uns etwas gewöhnen, dafür begeisterte uns das Schaltverhalten der neuen Schaltung. All das, was wir bei der Kettenschaltung am Tandem vermissten, leistete die Nabenschaltung. Schnelles schalten, der schnelle Gangwechsel über 3-4 Stufen, schalten im Stand, alles kein Problem und wunderbar direkt. Wir waren extrem zufrieden mit den Setups unseres Reisetandems und genau so sind wir 2014 für über 1 Jahr in Richtung Südamerika gestartet.

Nach 30.000km noch nicht müde

Jetzt, gute 30.000 Reisekilometer später, blicken wir super zufrieden auf unsere Entscheidungen zurück. Das Reisen mit dem Tandem passt immer noch unglaublich gut zu unserer Art zu reisen, wir lieben es einfach. Ein vollbeladenes Reisetandem, teilweise fahren wir sogar mit Anhänger, ist immer wieder und überall ein Hingucker der neugierig macht. Da spielt es keine Rolle wo auf der Welt, immer wieder werden wir auf unser Gefährt angesprochen und kommen so in Kontakt mit den Menschen. Die Speedhub trägt seinen Teil zu dieser Neugier bei, weil regelmäßig vermutet wird, dass diese rote Dose im Hinterrad sicher der Elektromotor unseres Gefährtes sein wird. Viel wichtiger ist, unser Tandem inkl. der Speedhub hat sich als absolut treuer Reisebegleiter erwiesen. Wir scheuen keine schlechten Pisten, eher im Gegenteil, haben Wüsten durchquert, sind Hochgebirgspässe gefahren und fahren oft schwer beladen (etwa 250kg) wenn wir Verpflegung und Wasser für mehrere Tage mitnehmen müssen. Dass wir unser Material schonen, würden wir nicht gerade sagen. Bei dieser Belastung treten natürlich innerhalb von 30.000km immer mal ein paar Defekte auf. Neben diversen Plattfüßen hatten wir genau 1 Speichenbruch und auch der Rahmen musste ersetzt werden, eine unserer Sattelstützen brach in Estland und auch die Speedhub hatte in Argentinien mal ein paar kleine Probleme. Gerade als die Speedhub „komische“ Geräusche in Argentinien machte, hatten wir erst ein blödes Gefühl und waren unsicher ob wir das auch „gefixed“ bekommen. Nachdem wir Kontakt zum Rohloff-Support aufgenommen hatten, war das blöde Gefühl schnell verflogen. Wir bekamen sehr schnell sehr unkomplizierte Unterstützung und hatten so nicht einmal eine kurze Unterbrechung in unserer Südamerikareise. Herzlichen Dank hierfür nochmal und wir freuen uns auf die nächsten 30.000km....... 

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