Als Anfänger mit dem Fahrrad um die Welt für den guten Zweck

Aktuell befinden wir uns in Istanbul nach über 3.800 Kilometern. Dass wir es hierher aus Berlin mit dem Fahrrad schaffen, hätten wir vor einem Jahr niemals gedacht. Eigentlich sind wir gar nicht fahrradbegeistert. Wir wussten noch nicht einmal, wie man einen Platten flickt. Und trotzdem kündigen wir unseren Job im Sommer 2022, um mit dem Fahrrad von Berlin nach Thailand zu fahren und dabei Spenden für eine mobile Tierklinik für Straßentiere zu sammeln.

Was uns motivierte, diese Reise zu beginnen, war die Möglichkeit, Raum und Zeit selbst zu gestalten. Wir fahren ohne konkrete Route und zeitlichen Rahmen. Zudem lernen wir uns als Individuum und Paar auf einer ganz neuen Ebene kennen und wollen diese intensive Reise mit einer Herzensangelegenheit kombinieren.

 

Die bisherige Reise

Von Berlin fuhren wir über die Oder/Neiße Grenze nach Polen. Kiefernwälder und Nationalparks waren ein idealer Einstieg ins Outdoor-Leben und gaben uns in Polen die perfekten Bedingungen, um unsere Campingausrüstung zu testen. Wir lauschten am Abend dem Heulen von Wölfen und kamen bei über 35 Grad Hitze zum ersten Mal an unsere körperlichen Grenzen. In der Tschechischen Republik wurden wir von einer Familie eingeladen, das Heidelbeerfest mit ihnen in einem 300 Personen Dorf zu feiern. Dort unterhielten wir uns mehrere Stunden mit dem Vater der Familie mit Hilfe eines Online-Übersetzers sowie Händen und Füßen. Über dem brummenden Maschinenraum eines Wasserwerkes fanden wir zudem eine kostenlose Übernachtungsmöglichkeit. Weiter südlich in der Slowakei genossen wir nicht nur den frischen Federweißer in der Weinregion um Trnava, sondern auch die flachen und entspannten Fahrten auf dem Eurovelo 6, welcher uns bis nach Belgrad führte. Die serbische Gastfreundschaft machte in dieser Zeit gleich mehrmals auf sich aufmerksam. Die spontane und herzliche Aufnahme in Milos Ferienhaus, das Campen bei Suzanna im Garten und die vielen täglichen Begegnungen machten Serbien zu einer großen Überraschung. Der Süden Serbiens und die vielen Aufs und Abs gepaart mit anhaltendem Schlechtwetter im September verlangten einiges von uns ab, bis wir im Kosovo in der Nähe von Ferizaj mehrere Tage das Haus einer kosovarischen Familie zur Verfügung gestellt bekommen haben. In Skopje verbrachten wir die Tage um Joschas 31. Geburtstag. Der  Stolz der Mazednonier auf ihre geschichtlichen Wurzeln und die Abstammung von Alexander dem Großen waren in der Hauptstadt kaum zu übersehen. Es wird mit zahlreichen Monumenten und Statuen die historische Relevanz in der europäischen Geschichte präsentiert. Über die Grenze “Deve Bair” fuhren wir nach Bulgarien und erlebten im Herzen des Landes weitere Highlights. Der Herbst zeigte sich mit seinen bunten Farben von seiner besten Seiten und wir verbrachten längere Zeit in einem Tierheim für Straßentieren. Vor Ort waren wir ergriffen von deren selbstlosen und wichtigen Arbeit. Über die sehr zu empfehlende Bergkette inmitten Bulgariens erreichten wir schließlich die Schwarzmeerküste und damit zum ersten Mal auf unserer Reise das offene Meer. Das Campen am Strand war absolut traumhaft und die perfekte Ruhe vor dem Sturm. Die bergige Grenzregion zur Türkei, das Feststecken im Schlamm und die chaotische Einfahrt über die Stadtautobahn in Istanbul verlangten uns hingegen einiges ab. Belohnt wurden wir mit ganz viel Cay und einer phänomenalen Aussicht auf den Bosporus.

Wir lernen immer wieder, dass Glück eine Kontrasterfahrung ist.

 

Xenias Worte fassen unsere innere Reise treffend zusammen:

“Ich bewege mich jeden Tag so weit raus aus meiner Komfortzone, weiß nie, was der Tag bringt, wie der Weg sein wird oder wo ich schlafen werde. Mir tut alles weh, ich schwitze, ich friere, ich verzweifle, ich weine, ich fluche, dann reiß ich mich zusammen und wachse aus meinen bisher bekannten Limits hinaus. Und doch würde ich niemals diese Reise gegen einen gut bezahlten Job und vermeintliche Sicherheit tauschen. Ich habe das Gefühl, dass diese langsame Reise mit dem Fahrrad mein Leben verlängert. Der tägliche Kontrast, die Abwechslung und Unsicherheit verleihen meinem Alltag eine unglaubliche Intensität. Ich weiß nicht mehr, wann Montag oder Freitag ist. Ich orientiere mich nur an Sonnenaufgängen und Sonnenuntergängen, an Regen, an Wind und Jahreszeitenwechsel. Diese Reise ist alles andere als ein netter Urlaub.”

 

Sei mit dabei und verfolge unsere Reise auf den sozialen Medien (Instagram/Facebook: @project.pedalforpaws).

Wir freuen uns auf Dich.

 

Xenia & Joscha

 

Unsere Fahrräder: Böttcher Expedition, Rohloff Speedhub 500/14

Weitere Informationen zu unserer Route und Ausrüstung findest du hier.