20 Jahre mit Rohloff unterwegs – welch’ lange Zeit !

 

Jaja, hier geht es um die Speedhub 500/14, die inzwischen ihren 10. Geburtstag feiert und ich daher wohl kaum schon 20 Jahre lang mit ihr unterwegs sein kann. Aber im Mai 1989 legte ich die erste Rohloff-Kette (S-L-T-99) auf mein Reiserad-Ritzel und habe seitdem keine andere Kette mehr gefahren. Ende Oktober 1998 fuhr ich mit meiner ersten Speedhub in Namibia und Botswana für 5050 km bei über 40°C und machte auch hiermit beste Erfahrungen – besonders auch im direkten Vergleich zur Kettenschaltung an Waltrauds Fahrrad, welches damals noch keine Speedhub hatte. Bis zum Jahresende1998 hatte die Firma Rohloff erst etwa 20 Exemplare der Speedhub zur Verfügung und ich war froh, unter den ersten Nutzern gehören zu dürfen. Die Aussage von Bernd Rohloff nach der Montage der Speedhub an mein Reise-Mountainbike stimmte mich froh und zuversichtlich, dass die geplante Namibia-Tour ein Erfolg werden wird: „Andreas, du hast die Lizenz zum Quälen!“ (mich kann er ja wohl nicht gemeint haben?)

 

 

Ich erinnere mich noch deutlich an zwei weitere Aussagen aus dieser Zeit:
Laut Barbara Rohloff konnte Bernd Rohloff die eine oder andere Nacht nicht schlafen, weil er nicht wusste, wie es der Speedhub (und uns) in der Wüste ergeht und ob wir in technische Schwierigkeiten mit der Nabe geraten. Wir waren zu dieser Zeit gänzlich auf uns alleine in der Wüste und Savanne gestellt – es gab weder ein Mobiltelefon noch einen technischen Rettungsplan. Die internationale E-Mail Kommunikation war 1998 auch noch sehr rudimentär. Das damalige Risiko, mit einem Prototyp der Speedhub auf der anderen Seite des Globus unterwegs zu sein, hieß für uns somit auch, ein eventuelles Scheitern der gesamten Tour in Kauf zu nehmen. Wenn wir heute technische Schwierigkeiten mit der Speedhub während einer Tour hätten (was noch nie der Fall war), dann würden wir über das inzwischen viel dichtere internationale Kommunikationsnetz schnell Ersatz aus Kassel geschickt bekommen.

 

Nach der Namibia/Botswana-Tour nahm sich Bernd Rohloff der benutzten Nabe an und untersuchte die Metalloberflächen der Einzelteile unter dem Binokular. Darauf hin rief er mich an und fragte, ob wir das Fahrrad durch die Wüste geschoben hätten – er konnte nach 5050 km keinen Verschleiß erkennen. Diese Aussage war zum einen ein Hohn gegenüber den extremen körperlichen und fahrtechnischen Mühen, die wir im Süden Afrikas hatten, zum anderen freuten wir uns aber auch für die Firma, da nun der Serienproduktion nach unserer Rückkehr nichts mehr im Wege stand. Der Prototyp war also schon so gut, wie die Naben, die bis heute das werk verlassen.

 

Die Länder, die ich (mit Waltraud zusammen) seit 1998 mit dieser Speedhub befuhr: Namibia, Botswana, Australien, Tunesien, Russland (Kamtschatka), Norwegen, Slowenien, China (Xinijang & Tibet), Marokko. Die Zeit, die mir für Urlaubstouren in einem Stück zur Verfügung steht, betrug bisher stets unter drei Monaten. Langzeittouren waren mit bisher nicht vergönnt. Dafür suchen Waltraud und ich mit Vorliebe die „Weißen Flecken“ auf der Fahrradweltkarte, um dort eine aufwändige Mountainbike-Tour im Stil einer Kleinexpedition durchzuführen. Ich habe zwar nicht mehr das gleiche Fahrrad wie 1998, aber die alte Nabe läuft genauso gut am neuen Reiserad. Ich fahre vorne ein 44er Zahnkranz und hinten ein 16er Ritzel. Das hintere Ritzel habe ich bisher zweimal gewechselt. Die gesamte Kilometerdistanz mit dieser „Prototyp“-Speedhub (incl. sehr vieler Radtouren als ADFC-Tourenleiter, Wochenendtouren in der Region um meinen Wohnort oder im Alltag zur Uni, Büro, Arbeit, Einkauf): ca. 71.300 km.

 

 

Zusätzlich möchte ich auch an meinem Rennrad nicht auf den Komfort der Speedhub verzichten. Daher fahre ich seit Frühjahr 1999 an meinem Straßen-Rennrad auch mit den 14 Gängen, statt mit einer nervigen Kettenschaltung. Hier fahre ich vorne mit 54 Zähnen und hinten mit einem 13er Ritzel. Wieso am Rennrad eine Speedhub, wo doch gerade hier um jedes unnötige Gramm Gewicht gefeilscht wird?

 

Erstens ist der „Gewichtsnachteil“ gegenüber einer Hightech Rennradschaltungsgruppe geringer als das Gewicht einer halbgefüllten Trinkflasche und zweitens fahre ich Langstrecken-Radrennen (Trondheim-Oslo, Paris-Brest-Paris, 24-Stunden-Rennen, etc.), wo der Komfort und nicht das Gewicht wichtig ist. Als ich 1999 die 1220 km von Paris nach Brest und zurück fuhr, war ich noch einer von fünf Speedhub-Startern (die anderen vier waren Liegeradfahrer). Im Jahr 2003 sah man schon sehr viele Speedhubs an Langstrecken-Fahrrädern, sogenannten Audaxrandoneur-Rädern (franz.: die verwegenen Radtourer). Zusätzlich zum Training, den vielen Qualifikationsrennen und einigen „Gelegenheitsrennen“ (z.B. Arber-Radmarathon, Ötztaler Radmarathon, Frankenwald-Radmarathon, etc.) benutze ich das Rennrad (bei trockenen Straßen) gerne für die Fahrt ins Büro und zum (kleinen) Einkauf, da ich damit doppelt so schnell in der Stadt bin und sehr viel einfacher die 110
Höhenmeter von der Stadt zurück nach Hause fahren kann. Die gesamte Kilometerdistanz mit dieser Rennrad-Speedhub seit 1999: ca. 53.000 km.